Ich habe es einmal gewagt. Nicht immer kann ich 10 Stunden an meinem Smoker stehen. Gerade zur jetzigen Jahreszeit würde ich wahrscheinlich eher vom inhalierten Glühwasser umfallen, als dass mein Fleisch zum Ende gut wird. So bestellte ich bei Gourmetfleisch.de neben den Lammracks für morgen und etwas Wildlachs zum Frühstück auch das Päckchen „Pulled Beef mit zwei Softbrötchen“ zu 10,95€. Dazu muss man sagen, dass ich bei den Schultes schon öfter bestellt habe. Vor allem Iberico-Nacken in recht unterschiedlicher Qualität. Schulte+Sohn ist schon ein recht großer Laden mit 120 Angestellten, dessen Marktpolitik, mit hochpreisigen Produkten ins Internet zu gehen, aufzugehen scheint. Ein immenser Aufwand in Markenerkennung, gepaart mit viel designtechnischem Aufwand suggeriert die höhere Liga perfekt und setzt saftige Preise durch.
Zu Beginn die deutliche Kritik: Der Verpackungsaufwand der Firma ist unverschämt und umwelttechnisch nicht zu vertreten. Es kommt, von UPS auf den Tagesteil terminiert, ein Pappkarton.
Packt man den aus, folgt eine Styropor-Kiste mit fester, aufwändiger Pappbanderole. Das wirkt natürlich wertig und teuer.
Aber völlig unnütz, wie ich meine. Weiter geht’s: selbst die Eispäckchenbeutel zum kalt halten sind bedruckt. Das muss alles erst einmal hergestellt werden. Natürlich von außen, denn eine Fleischfirma stellt so etwas sicher nicht her. Das bezahle ich also alles mit, diesen Unfug. Jedes einzelne Teil ist natürlich aromasicher verschweißt, aber – und jetzt kommt’s – NOCH EINMAL in aufwändige Plastik-Tüten mit Verschluss gesteckt. Wahrscheinlich, falls die Einschweißfolie durch das Ruckeln des UPS-Fahrzeugs platzt. Das ist der verpackungstechnische Overkill. Mehr geht nicht. Doch, eine Idee für unsere Verpackungskünstler aus Mönchengladbach wären vielleicht noch niedlich bedruckte Tragetaschen für die Kiste. Mit einem coolen Spruch gegen Vegetarier: „Wenn es kein Fleisch mehr gibt, esse ich Vegetarier“ oder sowas.
Effekt ist jedenfalls dieser Müllberg:
Doch genug gemeckert, hier der Hinweis an Herrn Schulte: In meinem Bundesland gibt’s es einen Spezialisten für Lammfleisch, selbstgezogen. Ein paar niedliche Schweinchen hat er auch. Man kann hingehen und den Tieren beim Grasen zusehen. Die bestellte Lammkeule kam selbstverständlich auch in so einer Styroporbox. Ohne Banderole. Ohne zusätzliche Kiste. Die Keule lag zwischen Eisbeuteln der Marke, mal schnell selbst gemacht, eingeschweißt in der Kiste. Das ist völlig ausreichend.
Doch nun zum eigentlichen Produkt: Pulled Beef. Fertig in Soße und zwei Softbrötchen dazu. Na wenn das mal zu SlowerEat passt 😂. Aussehen tut’s erstmal so:
Dann so:
Und dann so:
Schon nicht mehr so teuer.
Nun gab es neben einer Packung Zahnstocher sogar eine hochwertige Karte, auf der mir versichert wurde, dass Frau Müller (Name geändert) mit viel Sorgfalt mein Päckchen zusammengepackt hat. Mit persönlicher Unterschrift. Nur was ich mit dem, jetzt wie Hundefutter aussehendem Päckchen machen soll, hat mir niemand verraten. Ok, die Brötchen hatten eine Anleitung, 30 seconds to soft @Mikrowelle oder halbieren und in den Toaster.
Ganz ähnlich bin ich dann mit dem Fleisch verfahren. Es wurde ein paar Minuten bei 600 Watt heiß gemacht. Eine Soße war schon drumrum, die sich in der Mikrowelle aber in Luft auflöste. Um den Testgeschmack des Fleisches nicht zu verfälschen, habe ich auf ein Relish oder selbstgemachten Krautsalat verzichtet. Ein paar Gurkenscheiben, nebst Tomaten mussten reichen. Nach dem der erste Versuch recht trocken war, kam dann doch etwas fertige Heinz-Barbecue- Soße hinzu.
Die Brötchen bekamen auf Wunsch des kleineren Herren die Softkur. Leute, tut das nicht. Die Dinger sind dann nicht soft, sondern Gummi. Selbst das Aufschneiden war sehr beschwerlich. Im Mund … Gummi-Kaumasse. Steckt die Dinger lieber in den Toaster. So kommt wenigstens etwas Röstaroma in das gesamte Produkt. Denn auf einem Holzkohle-Smoker schmeckt das Fleisch anders. Raucharomen konnten wir beide nicht ausmachen. Die Würzmischung war, sagen wir, vorsichtig neutral. Das ist allerdings kein Vorwurf an das Produkt an sich, sondern ein Convenience-Pranger. GENUSS ist nun mal im Convenience-Bereich echt schwer. Es geht, aber es ist echt schwer. Und Spaß macht’s nie 😉.
Die reine Fleischqualität war aber völlig ok. Nach dem Mikrowellengang sah es aus wie der zerpflückte Sonntagsbraten meiner Oma. Schmeckte leider nicht so. Kein Mut. Keine Vaganz. Kein Wille, ein Alleinstellungsmerkmal herzustellen.
Ich vergleiche mal: Paket bestellen, annehmen, auspacken, entsorgen … dauerte auf jeden Fall länger als das Zubereiten. Hier habe ich sowas ähnliches OHNE Smoker mal probiert – hatte natürlich auch kein Raucharoma. Aber aus heutiger Sicht:
Rinderbraten mal schnell mariniert … 7 Minuten.
Im Kühlschrank ruhen lassen … nix.
In den Ofen schieben … 2 Minuten.
Zwischendurch mal übergießen … 10 Minuten.
Selbst Pullen … 5 Minuten.
Nach vielen Stunden Warten das eigenen Pulled Beef genießen … unbezahlbar
Denn der Preis orientiert sich mit ca. 5-6€ pro PulledBeef- Burger auch eher an der Gastronomie, als an einem Versandservice. Sorry, liebes Gourmetfleisch.de, aber das war wenig Gourmet. Solche Päckchen bieten eh bald Lidl & Co. für 3€ an.
Ein Gedanke zu “Test: Pulled Beef Convenience-Style by Gourmetfleisch.de”
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