Süßer Kasseler mit Tomaten-Kapern-Sauerkraut

Nachdem ich nun gestern also in schwedische Gefilde aufbrach um die Ikea-Feinkostabteilung zur Strecke zu bringen, schwandt‘ mir ein Kasseler Braten durch den Kopf. Aus vergangenen Zeiten von uns eher verschmäht, weil altmodisch, fett und auch noch nicht gerade von unserem Lieblingsfleischlieferanten, dem 🐷. Aber erstens werden wir nun auch älter und zweitens, finde ich es immer gerade interessant, wenn die Spitzenköche einen alten Klassiker neu interpretieren. So hochkarätig wird es bei mir natürlich nicht – ich versuche einfach mal was eventuell Witziges, um nachher bei Chefkoch.de feststellen zu müssen, dass irgendwie alles schon mal da war. Also schaue ich vielleicht doch nicht nach.
Mein Ergebnis schmirgelt natürlich schon seit einiger Zeit im Ofen:

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Im Prinzip keine große Sache: Dafür wurde Honig mit Senf und Sojasauce verrührt und damit der Braten in einem passenden Behältnis bekleistert. Bei 150-160 Grad Ober- und Unterhitze fiebert er seinem 2h-Ziel entgegen.
Natürlich zeitgleich (ich habe vier Arme und fünf Hände) werden Trockenfrüchte und rote Zwiebeln grob gehackt und in etwas Butter gedreht und gewendet. Maße wie immer nach dem Auge und Anzahl der Esser. Dies ist kein Genauso-nachkoch-Blog-weil-ich-bin-Anfänger-Blog (zweimal Blog). Irgendwie sieht man doch spätestens bei der Größe des Kasslerstückes, ob es eine oder zwei Zwiebeln braucht.

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Noch ein paar gehackte frische Salbeiblätter dazu und die Pfanne wird mit ordentlich Weißwein oder Sekt abgelöscht. Ich habe mal Sekt genommen, weil der sonst unbenutzt im Kühlschrank weiter vor sich hingammelt. In leicht eingekochter Form kommt die Pfanne über den Braten im Ofen, welcher sich schon seit einer halben Stunde mit dem Honig-Senf-Gemisch beschäftigt.

Beim Sauerkraut (also Kasseler ohne Sauerkraut geht nun wirklich nicht) gehe ich andere Wege: bereits vor 24 Stunden kam mir in den Sinn, ein halbes Gläschen spanische Kapern und eine Hand voll getrocknete Tomaten im restlichen Madeira einzulegen. Beides wurde heute wieder voneinander getrennt. Soll heißen, die Tomaten mit den Kapern abgeseiht und ausgedrückt. Das Sauerkraut in Schmalz andünsten und mit Sojasauce ablöschen. Wieder leicht anbacksen lassen und mit der Madeira-Flüssigkeit löschen. Jetzt bei geschlossenem Deckel auf kleiner Flamme ein paar Minuten köcheln. Das Sauerkraut mit einer Gabel zerpflücken, gegebenenfalls Salz nachlegen und endlich die Tomaten und Kapern einarbeiten. Auf kleiner Flamme köcheln lassen und bei Bedarf immer etwas Gemüsefond angießen, aber nur soviel, dass es nicht anbrennt. Wer mag kann zwischenzeitlich auch etwas Rohrzucker drüber geben.

Als Beilage habe ich Reibedatschi gemacht. Also geriebene rohe Kartoffeln mit Ei, Mehl und italienischem Hartkäse vermengt und in Olivenöl ausgebacken.

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Ach ja: fast vergessen: den Braten habe ich warm gestellt, den Rest durch ein feines Sieb gegeben und nach einer Salzprobe noch eingekocht. Ist es bereits zu salzig, bleibt Euch nur das binden mit Stärke/Mehl. Ansonsten einkochen bis der Salzgehalt stimmt und ein Löffelchen Créme fraîche unterziehen.

Bon apetite!