Spargelzeiten

Durch die Wirren des letzten Jahres wäre es mir fast entgangen: die ersten Spargelbuden stehen wieder am Straßenrand und auf den Parkplätzen, um ihr brandenburgisches Gold zu vertreiben. Also schnell ein Kilogramm erworben und nach Hause gebracht.

Seit einigen Jahren habe ich eine recht eigene Art meinen Spargel zuzubereiten und da meine neue bessere Hälfte diese noch nicht kennt, sehe ich keinen Grund, von dieser Grundmaxime abzuweichen: Für gewöhnlich stelle ich eine Hollandaise her, lege eine Schicht vorgegarte Spargelstangen in eine feuerfeste Form, umwickle oder belege diese mit hervorragend geräucherten Schinkenscheiben, fülle die Lücken mit ebenfalls vorgekochten Frühlingskartoffeln (halbiert bei sehr kleinen, Streifen, bei größeren Exemplaren) und übergieße alles mit der Butter-Eier-Soße vom Warmbad. Ein leichter Backvorgang vollendet das – für mich – perfekte Frühlingsgericht.

Aus allerlei Gründen, unter anderem der abgespeckten Küche wegen, gab es an diesem Wochenende allerdings eine etwas abgewandelte Form meines Frühjahrsklassikers. Der Spargel und die Kartoffeln sind aber, genauso wie die Soße, im Wesentlichen geblieben.

Starting. Spargel schälen scheint für viele doch noch immer eine Wissenschaft. Kurzum: Stellen, welche sich noch sehr glatt anfühlen müssen weg. Ansonsten beißt ihr auf Holz. Der ganze Abfall muss auch nicht weggeworfen werden. Kocht ihn ordentlich aus und macht eine schöne Spargelsuppe für später mal d’raus oder bastelt aus dem Fond einmal etwas anderes, als eine Hollandaise. Die Frühlingskartoffeln müssen bei hervorragender Qualität nicht geschält, sondern nur gewaschen werden. Meine mussten leider geschält werden 😉 .

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Das nächste Problem stellen meine zwei Kochplatten dar. Mit etwas Mühe und Wille wäre eine klassische Hollandaise sicher drin gewesen. Wenn allerdings bereits beide Platten zum Garen der Erdfrüchte länglicher und runder Form belegt sind, fehlt mir einfach die Motivation, noch das AMC-Kochfeld zu aktivieren, um ein klassisches Wasserbad aufzubauen. Aber es gibt einen genialen Trick – und glaubt mir, die Hollandaise/Béarnaise auf klassische Art zu machen beruhigt lediglich den Kopf und den guten Glauben, etwas tolles in der Küche gezaubert zu haben. Ich zerlasse einfach ein Stück Butter in einem Topf mit Ausgießer, verrühre in der Zwischenzeit 4 Eigelb, 2 Teelöffel feinen Senf (Dijon, geht aber auch mal Köstritzer oder sowas), 2 EL gehackte Schalotten in einem hohen Gefäß. Ich lasse eine Stabmixer darin laufen und gieße im dünnen Strahl die zerlassene Butter hinzu, bis die Soße eine cremige Konsistenz hat. Anschließend mit Pfeffer, Salz und etwas Zitrone oder einem weichen Essig abschmecken. Kräuter sind eine Option. Jetzt kommt die Abteilung Gesundheitswahn: Jogger füllen das Ganze mit einem kleinen Becher 1,5%-Fett-Joghurt auf, geschmacksbewusste Menschen fügen 3-4 EL Crème fraîche hinzu und ich habe einfach einen Becher Saure Sahne diazugekippt. Eine handvoll Schnittlauch bringt noch zusätzlich Frühling in die Sauce.

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Guter Schinken war auf die Schnelle irgendwie nicht zu besorgen, so mussten ein paar ordinäre Schinkenwürfel dazugebröselt werden. @veggies: Das schmeckt bestimmt auch ohne totes Schwein.

Zum überbacken habe ich dann doch die AMC-Kochplatte hervorgekramt und von oben verkehrtherum über den Topf gelegt. Dadurch ist zwar eine Stelle etwas dunkel geworden, aber ansonsten hat es gut geklappt.

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Demnächst zieht Slowereat um. Dann gibt es auch wieder eine richtige Küche und ordentliches Kochmaterial! Bis dahin grüße ich meine Leser mal wieder mit einem selbstgemachten Rezept auf Sparflamme und hoffe, zum Nachmachen (auch in gut ausgestatteten Küchen) angeregt zu haben.

Bon appétit!