slow, Komparativ: slow·er, Superlativ: slow·est

Meine geneigten Leser wissen, dass ich eher der – im Zeit-Aufwand-Nutzen-Kontext gesehen – gemütlichen Fraktion löffelschwingender Kleinküchenhelden angehöre. Daher bin ich neuen Methoden und Möglichkeiten gegenüber stets aufgeschlossen, so lange es sich nicht um convinience food handelt und die Produkte unserer Natur liebevoll behandelt werden. Manchmal geht es auch in der heimischen Küche recht flink zu, vor allem, wenn man mal wieder zu viele Dinge zu gleich bewerkstelligen möchte. Warum fällt einem aber auch mitten im Bierbrauprozess ein, noch ein Brot zu backen oder einen Flammkuchen aus Treberteig zu gestalten :facepalm: Dieses Mal allerdings hatte ich kaum etwas zu tun und es empfahl sich auch nicht, während des gesamten Prozesses daneben zu stehen und genüsslich an einem Kochweinchen zu nippen.

Die Ausgangslage als Ausgangsauslage

Viel mehr braucht es kaum – gut der Vogel fehlt noch – um unser Vorweihnachtsexperiment zu starten. Damit wäre das Thema endlich generiert: Es gibt eine Weihnachtsente! Aber diesmal wirklich weich und zart! Die komplizierte Anmoderation sei mir verziehen.

Meine bessere Hälfte hat nämlich einen sous-vide-Stab angeschleppt und ich gebe zu: Ich habe noch NIE in meinem Leben von so etwas gehört. Ein erster Test gelang hervorragend mit einem recht großen Rinderhüftsteak, auf dem lustigerweise Rinder-Beef-Steak stand :D. Das Prinzip ist einfach: man vakuumiert ein Gargut in einem dafür geeigneten Beutel, legt es in ein Wasserbad und erhitzt dieses mit dem sous-vide-Stab auf eine kontinuierliche Temperatur. Dabei wird das immer gleichtemperierte Wasser von dem Stab in Umlauf gehalten und immer wieder gradgenau nachgeheizt, damit es auch auf dieser Temperatur bleibt. Ich glaube, mein Wunschbraugerät arbeitet ganz ähnlich (Spenden erbeten :D)

Gefüllt habe ich das gute Tier lediglich mit den beiden abgebildeten Äpfeln (geviertelt), dem Beifußstrauch und den beiden kleinen Zimtstangen. Im Vorfeld lag die Ente aber für 3h in einer kräftigen Salzlösung und wurde anschließend auch noch von innen und außen gepfeffert.

Die Topfwahl war etwas kompliziert, weil der sous-vide-Stab laut Anleitung nicht komplett mit Wasser bedeckt sein darf und irgendwie auch am Topf halten sollte. Somit habe ich mich für meinen 11-Liter-Brautopf entschieden, auch wenn das auf dem Foto nicht so schick aussieht. Damit der Beutel auch unten bleibt (durch die Füllung und die Luft IN dem Vogel bläht sich der Kochbeutel doch wieder etwas auf) habe ich ein Weck-Glas mit 70 Grad heißem Wasser befüllt daraufgelegt. Als Garzeit wählten wir 12 Stunden und die Temperatur lag stets ziemlich genau bei 69 Grad.

Während der zwölf Stunden kann man getrost nächtigen.

… am nächsten Morgen war etwas Wasser weg, so dass nicht mehr der gesamte Beutel mit Wasser bedeckt war. Die Ente hat daran aber keinen Schaden genommen. Weil ich morgens halb neun weder eine Ente zubreiten, geschweige denn essen wollte, kam sie nach einer Abkühlung inklusive Beutel in den Kühlschrank und harrte dort bis zum späten Nachmittag ihrer Dinge. Ausgepellt habe ich den zu Gelee gewordenen Saft aufgefangen und die Ente ihrer letzten Bestimmung zugeführt.

… noch recht blass

Insgesamt war der Saft nicht allzuviel und auch nicht so fett wie vermutet. Ganz erstaunlich. Das Aroma war trotz der geringen Zutatenliste überwältigend schön und abgerundet. Das aufgekochte Gelee bekam noch ein Glas gekauften Entenfond hinzu und köchelte bestimmt 30-40 Minuten leise vor sich hin. Die sauce habe ich am Ende einfach nur mit etwas Stärke abgebunden und ansonsten alles so gelassen.

Zwei dicke Esslöffel Honig aus der Heimat wurden mit etwas Sojasauce erhitzt und verrührt und auf dem noch blassen Leib des Geflügels verstrichen. Zuerst bei 220 Grad den Rücken für 25 Minuten gegrillt und dann die Brust bepinselt und diese noch einmal für 15 Minuten bei ebenso 220 Grad eingefärbt, ergab dieses optisch schon mal gelungene Ergebnis:

Die Beilage wollte ich eigentlich nicht erwähnen, weil sie nicht der Oberknaller war. Aber vielleicht kann sich jemand anderes an dieser Version erfreuen

Schnelldurchlauf: Ein paar festkochende Kartoffeln in dicke Scheiben schneiden (pro Nase 6 Scheiben) und in einer handgeschmiedeten Pfanne von beiden Seiten langsam anbraten (Gewürze nach gusto). Die äußeren Blätter eines Wirsings blanchieren und jeweils zwei Scheiben Kartoffeln darin einwickeln. In der gleichen Pfanne die Päckchen erneut braten, salzen, mit etwas Wasser auffüllen und abgedeckt ziehe lassen. Fertig … geht so. #malwasanderes

die schmiedeeiserne Pfanne ist natürlich KEIN Muss.
… und jetzt basteln …

Bleibt als Fazit den Braten zu loben und eventuelle Änderungen vorzuschlagen, wenn es demnächst an den tatsächlichen Weihnachtsvogel geht.

Das Fleisch war vollaromatisch und sehr zart. Die Keulen besser als die Brust – das kann aber auch Geschmack sein. Ich liebe die Keulen. Die Fettschicht war, wie beim Chinesen (Restaurant), noch unter der Haut und nicht ausgelaufen, wie es eigentlich nach herkömmlicher Methode der Fall ist. Die Haut … hmm, lapprig, mein Fehler. Das mit Honig und Soja schmeckt gut, aber es knuspert nicht. Zu Weihnachten werde ich die Haut also ganz altmodisch wieder mit einer Salzlösung bestreichen. Auch werde ich den Rücken nur 15-20 Minuten grillen und dafür die Brustseite 20-25 Minuten. Wer die Ente direkt aus dem sous-vide-Bad in die Röhre schiebt, sollte bei insgesamt 30 Minuten (Umluft) bleiben! Ich habe ja ein kaltes, aber fertiges Viech in den Ofen geschoben.

Das sieht mal lecker aus …

bon appétit!

Zutaten:

  • Ente
  • 2 Äpfel, sauer
  • Beifußsträußchen
  • 2 Zimtstangen, klein
  • Pfeffer, Salz
  • äußere Blätter eines Wirsings
  • Kartoffeln, festkochend
  • Zeit & Muse

Wenn man sich auf HelloFresh verlässt…

Eigentlich habe ich für mich dafür entschieden, dass ich keine Kochboxen brauche. Ich bin einfach nicht die Zielgruppe. Ich gehe ganz gern Lebensmittel einkaufen, habe Grundsätzlichkeiten wie Sojasoße oder verschiedene Reissorten und Hülsenfrüchte immer im Haus und weiss auch mit Resten gut umzugehen. Kochbücher füllen meine Regale und das liebe Internet liefert mit NYT Cooking, Kitchen Stories, Chefkoch und Co. ausreichend Stoff für neue Ideen. Trotzdem flatterte doch wieder eine Kochbox mit drei Gerichten nebst Anleitungen und Verpackungen in unsere Küche. Schuld hat meine sparsame, bessere Hälfte, welche schlicht einen 50%-Rabatt fand und mich nach so langer Zeit dann doch interessierte, was aus HelloFresh eigentlich geworden ist. Mein letztes Abenteuer in diese Richtung ist nun schon wieder fast 5 Jahre her.

In der gelieferten Kochbox, welche im Kellergang abgestellt wurde, lagen die Zutaten für

  • Enchiladas mit scharfer Tomatensoße
  • Seehecht in Teriyakisoße und
  • Rinderhüftsteak mit Champignon-Senf-Soße

Sehr viele Soßen, welche von HelloFresh penetrant mit ss geschrieben werden. Dem Begleitschreiben entnahm ich, dass die Kühlsachen aus dem Sack in den Kühlschrank sollen und die restlichen Tüten – so, wie sie sind – ebenfalls. Der Kühlsack besteht aus Altpapierresten und ist mit einer dünnen Plastikfolie überzogen, welche laut HelloFresh abbaubar ist. Cashew-Kerne, Senftütchen und der Honig werden in handelsüblichen Miniverpackungen aus Plastik geliefert, wie man es von Imbissständen kennt. Alles in allem zwar kein riesenwust an Müll, aber es fällt doch einiges an. Ein Rückholsystem wäre hier sicher angebracht, denn irgendwann kann ich mich mit den „wiederverwendbaren“ Kühlakkus aus Wasser und Plastik totschmeissen. Der Rest ist sehr angenehm lose in Papierbeutelchen verstaut.

Die Qualität der Zutaten war bei Lieferung erwartungsgemäß gut bis ganz ok. Der Honig war von sehr minderer Qualität und auch schon ziemlich ausgezuckert. Die Limetten waren gewachst, was ich so nicht kaufen würde, wenn ich die Schale abreiben soll. Reis befand sich in einer plastinierten Tüte, deren Abbaufähigkeit ich jetzt einmal bezweifle. Ein kleines Stückchen Butter, abgepackt wie in Hotels muss nun wirklich nicht sein. Zumal das nächste Gericht ebenfalls gleich zweimal Butter vorsah, in der entsprechenden Tüte aber keine weiteren Stückchen dabeilagen.

Leider fehlte die Hauptzutat zum Seehecht in Teriyakisoße komplett: nämlich der Seehecht. Bemerkt man das am Wochenende und hat sich auf seine überteuerte HelloFresh-Box verlassen, bleibt man doch sehr im Regen stehen. Ein Anruf brachte uns lediglich eine Gutschrift von 10€ ein. Ich stelle mir mal die Zielgruppe vor: Gut situierter Single-Mann mit viel Arbeit und keiner Zeit den Edeka nebenan zu besuchen will vor seiner Freundin angeben, dass er doch kochen kann. Was „Ausgefallenes“. Seehecht in Teriyaki. Jetzt fällt das komplettes Gericht aus – der Abend mit der Liebsten ist eigentlich gelaufen. Dafür, dass HelloFresh den versprochenen Dienst, die bezahlte Leistung einfach nicht erbracht hat, gibt es eine Gutschrift von 10€. No go. Die nächste Kochbox umsonst würde meinen Schmerz lindern.

Ich bin nicht die beschriebene Person und hatte zum Glück noch zwei Mini-Seelachs-Filets in Form von Tiefkühlware im Fach.

Schön ist das nicht und zu wenig auch. Die Teilchen waren echt klein. Daher schwenkte ich kurzer Hand um auf eine Surf&Turf-Variante und spickte dünne Scheiben Rinderfilet obendrauf. Rausgekommen ist dann dies hier.

Wer es mal ausprobieren möchte: Von der Fleischseite her sehr schnell und scharf anbraten (höchstens eine Minute) und dann umdrehen. Die Fischseite nur sehr kurz ein paar Sekunden anbraten. Sofort vom Feuer nehmen, Deckel drauf und fünf Minuten ziehen lassen. Das sollte je nach Dicke von Fleisch und Fisch so klappen. Meine Filetscheiben waren unter einem Zentimeter.

Zu den Rezepten brauche ich nicht viel sagen. Alle drei waren sehr simpel gehalten. Zu den Inkonsequenzen komme ich noch. Die Enchiladas fand ich am besten. Dieses Gericht war sehr gut abgestimmt. Es war mehr als ausreichend für zwei Personen und die Zutatenmengen haben ziemlich genau gepasst.

Beim Seehecht fehlte, wie gesagt, der Seehecht. Unter Teriyaki verstehe ich jetzt zwar etwas anderes, aber geschmeckt hat das trotzdem. Der Limettenreis war interessant – das habe ich so noch nicht gemacht (mit abgeriebener Limettenschale). Das Zucchinigemüse war sehr, sehr dürftig für zwei Personen. In Anbetracht der Tatsache, dass der nicht gelieferte Seehecht auch nur etwas über 100g pro Nase auf die Waage gebracht hätte, muss man sich dann eben mit der Sättigungsbeilage befüllen. Hier ist Geiz mal nicht geil und fetter wären wir davon auch nicht geworden.

Das Simmentaler Rind. Hmm. Nun gut. Im Steakhouse bekommt man ein 180gr-Steak als „Damen-Steak“ verkauft. Dieses hier wog 220gr, aber es war zumindest da… 220 gr. wohlgemerkt für ZWEI! Auf dem Bild seht ihr das gesamte Stück. Ich habe es nicht übers Herz gebracht das auch noch zu teilen. Es kam ohnehin noch jemand drittes, so dass ich Kartoffeln und Filet nachgegeben hatte. Die Zutaten wären wohl genug gewesen. Außer die Champignons – hier herrschte wieder Geiz. Röstzwiebeln in der Steakpfanne habe ich mal gelassen. Da bin ich absolut kein Fan von. Das Simmentaler an sich war aber sehr gut, auch wenn es nicht im entferntesten an meinen Galloway-Lieferanten herankommt. Dazu aber nächste Woche mehr 🙂 .

Insgesamt war mein HelloFresh-Kochbox-Erlebnis wieder vollgespickt mit Ungereimtheiten, Unüberlegetem und Vergessenem:

Gemüse schneiden und Gemüse vorbereiten

Beim Seehecht sollte ich Ingwer und Knoblauch feingehackt mit Sojasoße, Honig und Maisstärke verrühren. Das wurde betitelt mit Gemüse schneiden. Der nächste Schritt lautete dann Gemüse vorbereiten. Hier wurde dann Zucchini und Lauch verarbeitet. Verwirrend.

Das heiße Wasser

Gleich zu Beginn der Kochkarte Rinderhüftsteak steht, ich solle reichlich Wasser im Wasserkocher erhitzen. Das tat ich auch und zum Ende stand es da noch. Ich habe noch einmal das Rezept durchforstet. Gleich in Schritt 1 benötige ich „reichlich“ Wasser für die Kartoffeln. Aber die sollte ich in kaltes Wasser legen. Die 150 ml Wasser für das bisschen Brühe in Schritt 3 können es nicht gewesen sein. Bis dahin ist einfach zu viel Zeit vergangen. In den anderen Schritten kommt nur kaltes Wasser hinzu.

Jasminreis kochen

Grundsätzlich so richtig. Der Tipp, dass die Zeiten gerade bei Jasminreis nicht in steingemeiselt sind, hat mir hier gefehlt. Wer also noch sichtbares Wasser nach 10 Minuten im Reistopf hat, lässt diesen noch 2-3 Minuten offen bei geringer Hitze weiterköcheln und dann erst abgedeckt ziehen lassen. Sonst wird das Pampe.

Zwiebeln anbraten

Schon die Großmutter wusste: Brate die Zwiebeln nicht zusammen mit dem Gargut an, die werden schwarz. So hier nicht geschehen, ich habe Zucchini und Zwiebeln nicht zusammen in die Pfanne gegben, wie verlangt. Wer’s genau nimmt: Chili – Zucchini – Zwiebeln/Knoblauch – in der Reihenfolge.

Butter wie bei Mutter

Die Enchiladas hatten so ein kleines Stück Butter, wie man es auch in Hotels bekommt, dabei gehabt. Man sollte damit die Gewürzmischung lösen. Der Kartoffelstampf brauchte ebenfalls Butter und in der Champignonsoße, welche ich definitiv ohne Rinderbrühe gemacht hätte, sollte ich auch welche auflösen. Hier war sie nicht mit dabei. Geplant nicht mit dabei.

Champignons

Zwei Gerichte benötigten Champignons: Die Enchiladas und das Steak. Erstens benötige ich dann nicht zwei Packungen, sondern eine größere. Der Kunde kann etwas lesen und etwas denken. Zweitens müssen die nicht mit Plastikfolie geliefert werden. Das schwitzt auch mit Löchern. Drittens bleibt von 50 gr. angebratenen Champignons pro Nase wirklich nicht viel übrig. Die bestehen nun mal zu 90% aus Wasser. Das mag in den Enchiladas passen. Mache ich aber ein Soßengemüse als Beilage daraus, wird es eng.

… und zu guter Letzt die RIESENTÜTE Petersilie. Ich habe nicht einmal ein Drittel davon über die Champignons gegeben. Das wäre echt eklig geworden. Der Rest ging dann eben in meine montägliche Frittata.

Insgesamt ist HelloFresh nach wie vor kein schlechtes Produkt. Ich halte es nur für maßlos überteuert, etwas unstet in den eigenen umwelttechnischen Ansprüchen und inkonsequent bis unüberlegt in der Anleitung. Die optische Aufmachung ist wohl durchdacht. Zielgruppe: definitv keine bloggenden oder auch nicht bloggenden Hobbyköche. Der Service selbst ist gut – es war auch am Samstag sofort jemand in der Leitung – der Kundenservice aber ist miserabel. Leute! Wenn die Hauptzutat in der 35€ teuren Kochbox fehlt, kann ich nicht ganz lapidar eine Gutschrift über 10€ ausstellen! Dann isst der Kunde eben den Reis und die halbe Zucchini … na dann BON APPÉTIT

Einsamer „Männerburger“

Da bin ich mal wieder. Einsam und allein gelassen von der Liebsten. Was soll ich tun? Trübsal blasen? Spazieren gehen? Den Rechner neu aufsetzen? (Macht keinen Sinn, Windows nutze ich seit ’95 nicht mehr.) Xbox spielen? Joggen gehen? Was sauber putzen? Ich nutze die Gelegenheit der Stunde und bereite einen echten „Männerburger“ für den ganzen Mann – mit allem, was sonst nicht „erlaubt“ ist: Er muss schärfer sein als die Vermisste, derber als der Schmerz (vor allem geruchstechnisch) und mächtig genug für all‘ die verlorenen Stunden 😉 .

Dafür brauche ich

  • 100 Gramm Mehl
  • 50 ml lauwarmes Wasser
  • etwas Kurkuma
  • bisschen brauner Zucker
  • weniger als ein 1/4 Hefe-Würfel
  • eine Prise Salz
  • ein Ei
  • ein kleines Stück zerlassene Butter
  • eine Chilischote in der Butter
  • eine wirklich große Knoblauch-Zehe
  • eine verführerische Charlotte 😉 (Schalotte)
  • eine schöne wohlgeformte Strauchtomaten
  • 2 schöne runde Black-Angus-Patties
  • irgendein verrückter Käse (hier: der eher unverrückte Greyerzer)
  • etwas völlig unverrückter, dafür äußerst bodenständiger Bautz’ner Senf
  • ein paar letzte, kleine Gürkchen aus em Kühlschrank (hintere Ecke, links)

… und so viel Zeit, wie ich gerade habe …

… und so ging es weiter …

Kaum war mein Herzblatt davon, erinnerte ich mich an Hefe im Kühlschrank und Mehl im Vorratsglas. Beides mit dem Zucker, Wasser, Kurkuma, Salz, einem Ei und der Butter in die knallrote KitchenAid und rühren, rühren, rühren … Bier.

Nach ein paar Schlucken Trosthopfen die Masse abgedeckt in Richtung Heizung gestellt. Ich denke, eine gute Stunde gärte die Hefe dort in dem, vom Kurkuma gelblichen, Teig herum. Ja, warum habe ich Kurkuma genommen? Ich habe neulich ein Toastbrot gemacht (hmm, noch gar nicht gebloggt) mit Kurkuma aus Thessaloniki und das hatte neben gutem Geschmack auch eine hübsche Farbe. Also mache ich heute einen gelben Burger. Für Unwissende: Hefeteig mit frischer Hefe geht ab einer Stunde aufwärts auf, also seid nicht hektisch, der Teig sollte wirklich DEUTLICH größer geworden sei. Wenn nicht, mach‘ das noch mal und vorher ein neues Bier auf …

Den aufgegangenen recht flüssigen Teig habe ich dann auf eine Mehlschicht gekippt und ein paar mal gewendet. Der geformte, ECHT GROßZÜGIGE Bun geht auf seinem Blech noch einmal eine gute halbe Stunde bei erhöhter Zimmertemperatur auf.

ein wirklich fettes Bunny … und schön blond …

In der Zwischenzeit kann man ja schon mal die Charlotte anschauen und mit einer feinen Knoblaubzehe vermählen. Charlotte meckert nicht …

In etwas Butter werden beide langsam – aber echt langsam zum schmelzen gebracht. Die gehackte Chilischote dazugeröstet. Bei Seite stellen – euch brauche ich noch .

Wenn das Bunny für „Echte Männer“ 😉 fertig ist, wickelt es vorsichtig und mitfühlend in ein weiches Geschirrtuch ein. Es wird es Euch danken!

Die Brätlinge sing wirklich nur leicht gewürzt (Pfeffer, Salz, kein Firlefanz) und gepresst.

einfach ist einfach besser … vor allem in Trauer …

So 30 Minuten auf dem Blech und vorher gut zwei Stunden an einem warmen Ort (die Hefe war wohl schon eine Weile im Kühlschrank) … da vergeht die Zeit nicht. Ich empfehle einen guten Hopfentropfen. Leider habe ich derzeit kein eigenes SlowerEat-Bier im Kühlschrank (Schaaaaande ….!!!), darum habe ich auf ein durchaus empfehlenswertes Hopfen-Konzentrat zurückgegriffen:

geht auch …

Ich hoffe nur, dass Herr Maisel mir für die kleine Werbung vielleicht mal etwas überweist. Meine e-Mail ist MAIL-ME.

Burger bauen

Mein schickes Bunny ist ziemlich groß geworden und sehr blond 😉 Dank dem sofortigen Geschirrtuch hat es auch die watteweiche, flauschige Konsistenz, die ein gutes Burger-Bun haben sollte. Beide Seiten werden mit dem Ostalgie-Senf bestrichen.

Das nicht ganz durchgebratenen Pattie (ich habe zwei … der Trauer wegen …) auf eine Bun-Hälfte legen, Charlotte legt sich von ganz selbst darauf; das zweite Pattie darüber und die Gürkchen mit den Tomatenscheiben dazu. Irgendwo dazwischen wird der Käse platziert – mehr oder weniger reichlich – je nach Frust.

yam…

Käse und Bun sind übrigens das, was Ihr morgen beim Joggen spürt auf der Hüfte. Das Black Angus weniger 😉

Wem es noch schlechter geht, der darf noch Barbecue-Sauces á la coleur benutzen und das Ganze mit Speck drapieren oder umwickeln. Für mich reicht es, denn mein Herzblatt kommt gleich wieder 🙂 not amused …

Knoblauch, Bier

… was soll’s

… war geil 😉

post scriptum

… auf halbem Weg …

The Taco-Bells are ringing

Liebe Freunde der langsamen und genussvollen Küche!

Nach einer längeren Pause bin ich wieder da und möchte Euch gleich ein neues Experimentier-Rezept von SlowerEat vorstellen. Wir haben einen Weihnachts-Taco kreiert! Schlagt uns nicht mit bösen Kommentaren, wenn es so etwas schon geben sollte – wir haben es nicht gegoogelt (neues deutsches Wort, welches im Duden nachschlagbar ist).

Auf die Idee sind wir gekommen … nein, anders herum: SlowerEats Herzdame möchte in der Küche keine getrennten Wege mehr gehen und wollte mich mit den Zutaten für Entenbrust an Rotwein-Granatapfelsoße und Selleriepüree überraschen, welches wir dann zusammen kochen wollten. Naja, langweilig … am Abend schauten wir dann noch eine Folge „The Final Table“ auf Netflix …

… wo in der ersten Folge Tacos von „normal“ bis „außerirdisch“ gekocht wurden. Ich muss zugeben, Tacos habe ich noch nie gemacht und auch erst einmal (letztes Jahr in Harlem) gegessen. Nach der Sendung wollten wir Tacos machen. Allerdings keinen mexikanischen Taco, scharf und mit Hack, sondern eine weihnachtlich-mitteleuropäische Interpretation davon.

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Der Teig

Der Teig stellte schon einmal eine Herausforderung dar. Das typische Taco-Mehl war auf die Schnelle hier nicht aufzutreiben und fertige Tortilla-Platten kamen nicht in Frage. Das Internet hatte einige, eher fragwürdige Antworten parat und so entschieden wir uns für eine Teigversion, welche vom Lesen her am ehesten logisch klang. Das ergatterte Maismehl wurde 1:1 mit Weizenmehl gemischt (nur Maismehl klappt nicht, weil das originale Masa Harina vorgegart ist) und mit 0,2 Mengen Wasser sowie etwas Naturjogurt (für die Geschmeidigkeit), Olivenöl und Salz zu einem glatten Teig verrührt. Für 2-3 Leute (4-6 Tacos) empfehlen wir 125 gr. Mehl jeder Sorte, 2-3 Esslöffel Olivenöl, 100-150 gr. Naturjogurt und ca. 200-250 ml lauwarmes Wasser. Ist die Konsistenz zu flüssig , eben mehr Mehl – ist sie zu fest, mehr Wasser (auf mehr Öl würden wir verzichten). Der fertige Teig kommt dann für mindestens eine Stunde in den Kühlschrank.

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Die Salsa

Mit der Salsa haben wir begonnen, weil sie vermutlich am längsten braucht. Zwei kleine Zwiebeln, zwei Knoblauchzehen und die Hälfte einer scharfen Chilischote wurden sehr fein gehackt und in reichlich Butter langsam angedünstet. Den Granatapfel habe ich meine bessere Hälfte auspuhlen lassen – sie ist da geschickter und die Wahrscheinlichkeit eine rotgesprenkelte Wand in der Küche zu haben, war bei mir einfach größer. Die, hoffentlich im Wesentlichen unverletzten, Granatapfelkerne hinzugeben, mit dem brauen Zucker bestreuen und mit etwas Rotwein ablöschen. Nach der Zugabe des Entenfonds im offenen Topf leise einkochen lassen und gelegentlich umrühren.

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Das ist natürlich keine richtige Salsa (Salsa ist meist kalt), aber wir interpretieren und experimentieren ja auch nur 😉

Kurz vor Ende des Einkochens die zweite Hälfte der Chilischote kleingehackt hinzugeben. Abschmecken und gegebenenfalls mit Salz nachhelfen. Meist ist das nach dem Einköcheln nicht mehr nötig, weil der Fond salzig genug ist. Sollten Rotwein und Granatapfel zu wenig Säure hinterlassen haben, jetzt mit etwas Limettensaft beträufeln.

Das Püree

Ein einfaches Selleriepüree habe ich schon sehr oft gemacht und es war mir dann doch etwas zu deutsch. Also wurde nach abgelehnten Veto der besseren Hälfte, die gute, deutsche Knolle gegen eine Süßkartoffel (die rot-orangenen) und die Sellerieknolle gegen deren Staude ausgetauscht.

Die Süßkartoffel gemeinsam mit einem in kleine, dünne Halbringe geschnittenen Staudenarm garen. Ich nehme dafür gern einen AMC-Topf mit 3 Esslöffeln Wasser, damit der Geschmack beim Abgießen nicht in der Spüle landet. Danach mit etwas Sahne und kleingeschnittenem Salbei zu einer Paste verarbeiten (NICHT mit dem Pürierstab!) und mit Pfeffer & Salz abschmecken. Voilà, so einfach kann Kochen sein.

Die Entenbrust

Kurz und knackig, ganz klassisch: Entenbrust auf Zimmertemperatur bringen, waschen & Kiele entfernen, Rauten ins Fett schneiden und salzen. Die Hautseite zuerst, ohne Zugabe von Öl, in einer Pfanne ausbraten. Ist sie braun und knusprig, das Fleisch wenden. Ca.(!) 20 min. bei ca. (!) 160 Grad im Ofen garen. Kerntemperatur: 68°C. So timen, dass noch 5 Minuten Ruhezeit (dabei pfeffern!) bis zum Schneiden bleiben. Es empfiehlt sich ein Längsschnitt und viele Kreuzschnitte, um mundgerechte Stückchen zu erhalten.

Finale

Zum Servieren könnt ihr spezielle Taco-Halter oder alternativ auch ein Baguetteblech wählen. Wir haben uns für die Schüsselvariante entschieden und jeder bastelt sich selbst seinen Taco.

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Stimmt, die Tacos fehlen. Auf dem Foto sehen die Teiglinge sehr groß aus. Das täuscht aber. Wir mussten eh mit einigen Größen und Teigmengen erst etwas experimentieren, bevor einer gelang. Am Ende lässt sich sagen, dass es sich anfühlt wie Pancake-Backen: Verwendet eine gute, leitfähige Antihaftpfanne ohne Zugabe von Fett (der Teig hat bereits Öl). Der Teig sollte Löcher bilden und von unten braun sein, bevor er gewendet wird. Optimal ist ein einmaliges Wenden. Im Gegensatz zu Pancakes empfehlen wir, den Teig knuspriger zu machen. Er sollte aber noch biegbar sein, ohne zu brechen.

Gebt auf die Tortilla-Platten einen Strich Süßkartoffel-Sellerie-Paste, drapieren ca. 4 Stückchen Entenbrust darauf und benutzt die Granatapfel-„Salsa“ als Topping.

… was wir dazu meinen:

Die Granatapfel-Salsa fanden wir sehr gut. Vielleicht etwas mehr Chili, aber das bleibt wirklich jedem sein Geschmack. Die Kartoffelpaste hat sich optisch schlecht von der Tortilla abgehoben. Entweder wir machen nächtes Mal den Teig mit Lila-Masa-Harina oder wir wagen stattdessen eine Creme auf Guacamole-Basis. Probieren geht über Studieren.

Der Teig … ja; also wir schieben es einmal beide auf „Geschmackssache“. In den USA hatten wir das eine Mal die dort typischen hard shells. In Mexiko gibt es wohl angeblich eher die soft shells. Der Maisgeschmack hat uns beiden nicht zugesagt (Polenta war aber auch noch nie meins) und die Tortillas waren ungemein sättigend. Übersättigend. Sooo kommt der Teig leider nicht noch einmal in die Pfanne. Trotzdem …

Bon apetite!

Zutatenliste

SlowerEat.com empfiehlt selten genaue Mengen. Wir richten und an fortgeschrittene Hobbyköche mit einigermaßen Grundwissen in Lebensmittelkunde und Kochtechniken. So wird z.B. jeder Koch selbst seine Erfahrung mit der Saugfähigkeit einer bestimmten Mehlsorte oder dem Verhalten seines Ofens gemacht haben. Ebenso, wieviel Salbei beispielsweise sie/er für die vorhandene Menge für angemessen hält …

  • Maismehl
  • Weizenmehl
  • Naturjogurt
  • Zwiebeln oder Schalotten (besser)
  • Knoblauch
  • scharfe Chilischote
  • Granatapfel
  • Rotwein
  • Entenfond
  • brauner Zucker
  • Limette
  • Süßkartoffel
  • Staudensellerie
  • Sahne
  • Salbei
  • Entenbrust

Bierkuchenhatz

Laufstreß in kleiner Wohnung. Jeder braucht sein Recht und selbst möchte man gern noch das belgische Trappistenbier abfüllen. Einkauf: aus irgendwelchen Gründen äußerst knapp geraten. Frau krank. Liegt schon den ganzen Tag und schlürft Tee. Sohn schreibt drei Tests und wünscht lieber Sechsen, als auf Unravel zu verzichten. Die (Groß)Eltern bereits mit virtuellem Besuch beglückt. Wer oder Was (wurde) bereits beglückt? Kasus: Nominativ. 

Der nicht schmächtig gebaute Sohn ruft nach einem wirklich oppulenten Frühstück tatsächlich pünktlich 12:30: Was gibt es eigentlich zu Mittag? … Ein Blick in den Kühlschank verrät: auf jeden Fall nichts Geplantes. Knapp einkaufen, um Ressourcen zu sparen ist also auch keine Lösung. Zumindest wird nichts weggeworfen. Scheibe Toast mit Geflügelsalat? Das vom Frühstück? Die Schreie werden lauter, die Not größer. Treberreste werden aufgetaut und mit Mehl +Öl und Wasser vermengt, bis der Teig an etwas pizzaähnliches erinnert. Ein angerissener Becher Créme fraîche mit etwas Milch vermengt. Die letzten beiden roten Zwiebeln geben halbe Ringe her. Eine Handvoll Schinkenwürfel – alles drauf und gut verteilen.

Ach hier hat er sich versteckt, der alte Camembert – leicht vertrocknet, aber noch von gesunder Farbe. Drübergebröselt. Hier und da ein paar Kräuterkrümel gefunden. Ofen. Ich schaue in 20 Minuten mal nach. Wer oder Was schaut in 20 Minuten mal nach?


Die 250°C taten das Ihre. Der Bierflammkuchen ist fertig und die Hatz hat ein Ende. Auf die Frage: Ist das Pizza? murre ich verärgert: Ja.

Veganes Japan

Vor einiger Zeit durften wir gemeinsam (mit 50 anderen Individualisten) eine Konzertreise nach Japan unternehmen. Während die meisten Mitreisenden den doch recht großen kulinarischen Kulturschock verkraften mussten, fühlte ich mich mit dem fernöstlichen Essen doch recht wohl. Der Verzicht auf große Fleischmassen beeindruckte mich dabei am stärksten. Es gab zwar auch einmal ein Flanksteak mit teriyaki-ähnlicher Sauce und in den täglichen Bento-Boxen lagen schon mal ummantelte Hähnchenteilchen. Aber die aus deutschen Landen bekannten Berge von Wurst und Fleisch findet man dort nicht.

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Glücklicherweise waren wir nicht in einem internationalem Hotel untergebracht, sondern es sorgte sich rührend eine japanische Organisation um unser Wohl, ohne jedoch auf mitteleuropäische Magenbefindlichkeiten zu achten. So bekam man zum Frühstück auch eine Art vergorene, schleimige Sojabohnen, welche ich dann nach erstmaliger Probe doch in den folgenden Tagen mied. Auf jedem Fall immer mit von der Partie waren Reis und SOJASOßE. Wollte es der Zufall oder der Wille der gastgebenden Japaner, dass des Landes berühmteste Sojasoßenfabrik nur 20 Minuten von unserem Aufenthaltsort entfernt war.

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Jedenfalls durften wir uns nach 30 schlaflosen Stunden und 13 Stunden Flug dieses Nationalheiligtum während einer ausgiebigen Führung verinnerlichen, bevor an ein Bett zu denken war. Der Geruch ist denen der hiesigen Brauereien nicht unähnlich – fängt doch die Produktion der schwarzen oder auch hellen Würzsoße in etwa so an wie das →Bierbrauen. Der Hopfen wird quasi durch Soja ersetzt und gleich mitvergoren … einmal sehr einfach heruntergebrochen. Der tatsächliche Prozess findet sich für interessierte Leser sicher bei →Wikipedia.

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Trotz des Überangebotes an Reis und Soja, fand ich die meisten anderen Speisen durchaus essbar und oft auch ausgesprochen lecker. Selbst die eigene Art Fisch zuzubereiten begeisterte mich. Wir hatten an einem Abend zwar auch Sashimi (roher, ungewürzter Fisch in mundgerechten Häppchen) bekommen, auf der Straße findet man aber häufig an statt Würstchenbuden so etwas:

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Durchaus lecker, so wie auch die allgegenwärtigen Miso-Suppen, welche man zu jeder Mahlzeit (auch zum Frühstück) bekommt.

MISO ist eine helle oder dunkle Würzpaste, welche traditionell aus gedämpften Sojabohnen und – je nach Rezept – verschiedenen Getreiden, wie Reis oder Gerste, vergoren wird. Weil der Prozess sehr lange dauert, greifen auch die Japaner zu fertiger Miso-Paste, welche es in verschiedenen Qualitäten zu kaufen gibt. Von recht natürlich und biologisch gehaltenen, bis hin zu gar nicht mehr so veganen und mit allerlei künstlichen Aromen versetzten Pasten, ist alles dabei.

Schon länger wollte ich diese klare Gemüse-Soja-Brühe noch einmal nachkochen, bis der örtliche Bioladen plötzlich tatsächlich ein paar japanische Lebensmittel im Programm hatte. Schon einmal im Vorfeld an alle, die es besser wissen: Ja, in japanischer Miso sind Algen. Ja, oft findet man Tofustückchen drin. Ich beschränke mich darauf vegan zu arbeiten, um die Grundidee nicht zu zerstören und verbinde meine Miso mit – in Deutschland – auf einfachste Weise zu ergatternde Nahrungsmittel.

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So habe ich in mundgerechte Stückchen geschnitten:

  • drei kleine Möhrchen
  • zwei dünne Lauchstangen
  • drei braune Champinions
  • ca. 100 gr. Bambus in Streifen aus dem Glas

Meine Wahl der Würzpaste fiel auf Mugi-Miso, eine dunkle Miso-Paste. Außerdem brauchen wir noch Sojasoße, welche nicht von Kikkoman sein muss ;-).

In ganz wenig Öl (auch das ist nicht die „reine Lehre“) dünste ich zuerst die Möhren an, dann kommen die Pilze hinzu und erst zum Schluss der Lauch. Im Prinzip ist es völlig egal was der geneigte Neu-Japaner an Gemüse hinzufügt, solange es nicht zu viel ist. Am Ende soll eine recht klare Brühe entstehen mit einigen wenigen „greifbaren“ Teilchen darin. Also tauscht fleißig gegen Shiitake, Tofu und Algenblätter aus.

Ich selbst habe noch im knackigen Gemüsezustand mit Sojasoße abgelöscht, weil meine letzte Miso auch nach mehrmaligem Nachdrücken aus der Pasten-Packung, nicht den erhofften Geschmack annahm. Jetzt mit Wasser auffüllen und zum Kochen bringen. Die Japanischen Nudeln, welche nun hinzugefügt werden, gibt es bei uns in verschiedenen Arten zu kaufen:

  • RAMEN (ラーメン): getrocknet, in 4 Minuten meist fertig
  • UDON (うどん): getrocknet, in ca. 10 Minuten fertig
  • UDON: vorgegart, in 2-3 Minuten fertig

… und natürlich noch viele andere. Die meisten Japaner und auch die „Imbissbuden“ dort, benutzen dicke, vorgegarte UDON, welche auch schonmal kalt und nur mit Sojasoße gegessen werden.

Getrocknete UDON würde ich in jedem Fall die 10 Minuten separat und ohne Salz vorkochen. Die anderen beiden Versionen kann man getrost jetzt mit in das kochende Wasser hinzugeben. Ich habe die 4-Min-Ramen von Hakubaku genommen (ja, die kommen aus Australien). Durch das leichte dünsten und die 4-minütige Garzeit dürfte auch das Gemüse ordentlich bissfest, aber nicht mehr zu roh sein. Jetzt nur noch die Miso-Paste einrühren und fertig. Die Suppe darf allerdings ab „Einrühren“ nicht mehr kochen. Die Menge ist wirklich vom Geschmack abhängig. Probiert immer mal zwischendurch. Hier möchte ich keine Empfehlung geben.

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Die Japaner essen die Suppe tatsächlich mit Stäbchen. Nudeln uns Gemüse wird damit mehr oder weniger galant herausgefischt, der Rest direkt aus der Schale geschlürft.

Bon appétit

Postscriptum: Als wir einmal japanische Gäste als quasi Gegenbesuch betreuen durften, fragten wir am Ende des Aufenthalts, nach was sie sich zu Hause am meisten sehnen: Einhellige Antwort: „Nach unserem Essen“. Dabei waren wir extra mit ihnen in einem Fischrestaurant …

Bierreste zum Abendmahl

Mag auch das Bierbrauen meine Ressourcen finanzieller Art reduziert und Chronos verärgert haben, man(n) muss sich nur zu helfen wissen. Zu meinem gestrigen Brauabenteuer komme ich allerdings später – je nach dem, wie trinkbar das Experiment war oder ob „Hopfen und Malz verloren“ wurde.

Dass der liebe Treber kaum nur zum Brotbacken genutzt werden kann, verriet mir nicht zuletzt ein Blick auf einschlägige Internetseiten. Selbst →Falafel lassen sich damit aufpeppen. Nun, Treber hatte ich mal wieder ausgiebig produziert, aber ansonsten war das Vorratslager recht luftig und der Kühlschrank tat es diesem gleich. Im Gefrierfach war eine halbe Packung alter Kloßteig. Ich habe keine Ahnung, wie es dazu kam, denn für gewöhnlich mache ich den (zwar nur 1-2 mal im Jahr, aber) selbst. Also flink aufgetaut, eine gute handvoll Treber dazu, die restliche tiefgefrorene Petersilie aus dem Kühlfach aufgebraucht und mit der letzten Zitrone des Gemüsefachs beträufelt.

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Pfeffer & Salz nebst etwas Korianderblatt und einer Brise Chiliflocken. Das ganze vermengen und feststellen, dass es nur glitschig ist, um dann zum Mehlglas zu greifen und den Pamps so lange löffelchenweise damit zu versorgen, bis es eine homogene und formbare Masse ergibt.

Ich habe daraus Taler geformt und in der Pfanne mit Butter & Öl ausgebacken. In Kugelform im Ofen bei 200°C vermutlich so um die 20-25 Minuten backen sollte auch gut funktionieren. Das wird ein anderes Mal ausprobiert.

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Dazu musste noch weg:

  • die letzten drei Seelachsfilets
  • ein Zipfel Blattspinat (TK)
  • 3 Platten Blätterteig (TK)

Daraus wurde dann diese Beilage, welche ich aus Gründen des verfehlten Themas hier aber nicht näher erläutere. Zu viel Tiefkühlkost. Aber auch hier muss es manchmal etwas praktischer zugehen in unserem Hause.

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Zeitlicher Aufwand: Fünf Minuten vorbereiten, fünf Minuten basteln, 20 Minuten backen.

Bon appétit …

Schwarze Pasta „Frutti di mare „

Schnell sollte es gehen, trotzdem lecker und irgendwie kein Standard. Und das bei SlowerEat 😉. Zumindest für den Einkauf haben wir uns viel Zeit gelassen und am Ende wird es in der Küche schneller, wenn man weiß was man tut. Aber eine schöne Creme dauert nun mal …

So haben wir einen halben Liter frische Sahne gemeinsam mit dem Abrieb und Saft einer Orange, nebst einigen Chiliflocken zum köcheln gebracht. Vier Stangen Surimi in Stückchen geschnitten, lösen sich darin etwas. Aufpassen, dass das Sösschen nie kocht sondern stets nur leise vor sich hinsimmert. Das dauert …. da kann man nichts machen … bestimmt 30-40 Minuten. 

Unsere Tagliatelle „Sepia“ benötigte nur 6 min im kochenden Salzwasser. Genüsslich kann man jetzt ja neben einem Schluck Chianti schonmal zwei Schalotten und zwei kleine Knoblauchzehen feinhacken und vorsichtig glasig dünsten. Ist dies erreicht, die Garnelen dazu. Wieviele, entscheidet der Geldbeutel bzw. der Geschmack. Habt ihre frische, graue erwischt, dann benötigen diese vielleicht 2-3 Minuten. Die Farbe wechselt zu rot  und die Teilchen sind gut. Bei TK-Ware ist es eigentlich egal. Die meisten sind bereits gekocht. Jetzt erst diesen Teil salzen.


Ein paar Korianderblätter runden die Soße ab. Aufpassen, dass die Hitze nicht zu hoch wird. Die Sahne flockt sonst, wie man leider auf dem nächsten Bild erkennen kann. Das nächste mal mache ich es besser. 

Optisch schick wird es, wenn die glatte Soße vorher mit den schwarzen Nudeln vermengt wird. Irgendwie war ich aber abgelenkt und hatte kein gutes Timing, so kam sie einfach darüber. Das tat dem Geschmack aber keinen Abruch. Absolut zu empfehlen, wenn mal keine Spaghetti Napoli oder Bolognese gewüscht ist.

Bon Appetit!!!

Spargelzeiten

Durch die Wirren des letzten Jahres wäre es mir fast entgangen: die ersten Spargelbuden stehen wieder am Straßenrand und auf den Parkplätzen, um ihr brandenburgisches Gold zu vertreiben. Also schnell ein Kilogramm erworben und nach Hause gebracht.

Seit einigen Jahren habe ich eine recht eigene Art meinen Spargel zuzubereiten und da meine neue bessere Hälfte diese noch nicht kennt, sehe ich keinen Grund, von dieser Grundmaxime abzuweichen: Für gewöhnlich stelle ich eine Hollandaise her, lege eine Schicht vorgegarte Spargelstangen in eine feuerfeste Form, umwickle oder belege diese mit hervorragend geräucherten Schinkenscheiben, fülle die Lücken mit ebenfalls vorgekochten Frühlingskartoffeln (halbiert bei sehr kleinen, Streifen, bei größeren Exemplaren) und übergieße alles mit der Butter-Eier-Soße vom Warmbad. Ein leichter Backvorgang vollendet das – für mich – perfekte Frühlingsgericht.

Aus allerlei Gründen, unter anderem der abgespeckten Küche wegen, gab es an diesem Wochenende allerdings eine etwas abgewandelte Form meines Frühjahrsklassikers. Der Spargel und die Kartoffeln sind aber, genauso wie die Soße, im Wesentlichen geblieben.

Starting. Spargel schälen scheint für viele doch noch immer eine Wissenschaft. Kurzum: Stellen, welche sich noch sehr glatt anfühlen müssen weg. Ansonsten beißt ihr auf Holz. Der ganze Abfall muss auch nicht weggeworfen werden. Kocht ihn ordentlich aus und macht eine schöne Spargelsuppe für später mal d’raus oder bastelt aus dem Fond einmal etwas anderes, als eine Hollandaise. Die Frühlingskartoffeln müssen bei hervorragender Qualität nicht geschält, sondern nur gewaschen werden. Meine mussten leider geschält werden 😉 .

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Das nächste Problem stellen meine zwei Kochplatten dar. Mit etwas Mühe und Wille wäre eine klassische Hollandaise sicher drin gewesen. Wenn allerdings bereits beide Platten zum Garen der Erdfrüchte länglicher und runder Form belegt sind, fehlt mir einfach die Motivation, noch das AMC-Kochfeld zu aktivieren, um ein klassisches Wasserbad aufzubauen. Aber es gibt einen genialen Trick – und glaubt mir, die Hollandaise/Béarnaise auf klassische Art zu machen beruhigt lediglich den Kopf und den guten Glauben, etwas tolles in der Küche gezaubert zu haben. Ich zerlasse einfach ein Stück Butter in einem Topf mit Ausgießer, verrühre in der Zwischenzeit 4 Eigelb, 2 Teelöffel feinen Senf (Dijon, geht aber auch mal Köstritzer oder sowas), 2 EL gehackte Schalotten in einem hohen Gefäß. Ich lasse eine Stabmixer darin laufen und gieße im dünnen Strahl die zerlassene Butter hinzu, bis die Soße eine cremige Konsistenz hat. Anschließend mit Pfeffer, Salz und etwas Zitrone oder einem weichen Essig abschmecken. Kräuter sind eine Option. Jetzt kommt die Abteilung Gesundheitswahn: Jogger füllen das Ganze mit einem kleinen Becher 1,5%-Fett-Joghurt auf, geschmacksbewusste Menschen fügen 3-4 EL Crème fraîche hinzu und ich habe einfach einen Becher Saure Sahne diazugekippt. Eine handvoll Schnittlauch bringt noch zusätzlich Frühling in die Sauce.

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Guter Schinken war auf die Schnelle irgendwie nicht zu besorgen, so mussten ein paar ordinäre Schinkenwürfel dazugebröselt werden. @veggies: Das schmeckt bestimmt auch ohne totes Schwein.

Zum überbacken habe ich dann doch die AMC-Kochplatte hervorgekramt und von oben verkehrtherum über den Topf gelegt. Dadurch ist zwar eine Stelle etwas dunkel geworden, aber ansonsten hat es gut geklappt.

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Demnächst zieht Slowereat um. Dann gibt es auch wieder eine richtige Küche und ordentliches Kochmaterial! Bis dahin grüße ich meine Leser mal wieder mit einem selbstgemachten Rezept auf Sparflamme und hoffe, zum Nachmachen (auch in gut ausgestatteten Küchen) angeregt zu haben.

Bon appétit!