The Taco-Bells are ringing

Liebe Freunde der langsamen und genussvollen Küche!

Nach einer längeren Pause bin ich wieder da und möchte Euch gleich ein neues Experimentier-Rezept von SlowerEat vorstellen. Wir haben einen Weihnachts-Taco kreiert! Schlagt uns nicht mit bösen Kommentaren, wenn es so etwas schon geben sollte – wir haben es nicht gegoogelt (neues deutsches Wort, welches im Duden nachschlagbar ist).

Auf die Idee sind wir gekommen … nein, anders herum: SlowerEats Herzdame möchte in der Küche keine getrennten Wege mehr gehen und wollte mich mit den Zutaten für Entenbrust an Rotwein-Granatapfelsoße und Selleriepüree überraschen, welches wir dann zusammen kochen wollten. Naja, langweilig … am Abend schauten wir dann noch eine Folge „The Final Table“ auf Netflix …

… wo in der ersten Folge Tacos von „normal“ bis „außerirdisch“ gekocht wurden. Ich muss zugeben, Tacos habe ich noch nie gemacht und auch erst einmal (letztes Jahr in Harlem) gegessen. Nach der Sendung wollten wir Tacos machen. Allerdings keinen mexikanischen Taco, scharf und mit Hack, sondern eine weihnachtlich-mitteleuropäische Interpretation davon.

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Der Teig

Der Teig stellte schon einmal eine Herausforderung dar. Das typische Taco-Mehl war auf die Schnelle hier nicht aufzutreiben und fertige Tortilla-Platten kamen nicht in Frage. Das Internet hatte einige, eher fragwürdige Antworten parat und so entschieden wir uns für eine Teigversion, welche vom Lesen her am ehesten logisch klang. Das ergatterte Maismehl wurde 1:1 mit Weizenmehl gemischt (nur Maismehl klappt nicht, weil das originale Masa Harina vorgegart ist) und mit 0,2 Mengen Wasser sowie etwas Naturjogurt (für die Geschmeidigkeit), Olivenöl und Salz zu einem glatten Teig verrührt. Für 2-3 Leute (4-6 Tacos) empfehlen wir 125 gr. Mehl jeder Sorte, 2-3 Esslöffel Olivenöl, 100-150 gr. Naturjogurt und ca. 200-250 ml lauwarmes Wasser. Ist die Konsistenz zu flüssig , eben mehr Mehl – ist sie zu fest, mehr Wasser (auf mehr Öl würden wir verzichten). Der fertige Teig kommt dann für mindestens eine Stunde in den Kühlschrank.

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Die Salsa

Mit der Salsa haben wir begonnen, weil sie vermutlich am längsten braucht. Zwei kleine Zwiebeln, zwei Knoblauchzehen und die Hälfte einer scharfen Chilischote wurden sehr fein gehackt und in reichlich Butter langsam angedünstet. Den Granatapfel habe ich meine bessere Hälfte auspuhlen lassen – sie ist da geschickter und die Wahrscheinlichkeit eine rotgesprenkelte Wand in der Küche zu haben, war bei mir einfach größer. Die, hoffentlich im Wesentlichen unverletzten, Granatapfelkerne hinzugeben, mit dem brauen Zucker bestreuen und mit etwas Rotwein ablöschen. Nach der Zugabe des Entenfonds im offenen Topf leise einkochen lassen und gelegentlich umrühren.

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Das ist natürlich keine richtige Salsa (Salsa ist meist kalt), aber wir interpretieren und experimentieren ja auch nur 😉

Kurz vor Ende des Einkochens die zweite Hälfte der Chilischote kleingehackt hinzugeben. Abschmecken und gegebenenfalls mit Salz nachhelfen. Meist ist das nach dem Einköcheln nicht mehr nötig, weil der Fond salzig genug ist. Sollten Rotwein und Granatapfel zu wenig Säure hinterlassen haben, jetzt mit etwas Limettensaft beträufeln.

Das Püree

Ein einfaches Selleriepüree habe ich schon sehr oft gemacht und es war mir dann doch etwas zu deutsch. Also wurde nach abgelehnten Veto der besseren Hälfte, die gute, deutsche Knolle gegen eine Süßkartoffel (die rot-orangenen) und die Sellerieknolle gegen deren Staude ausgetauscht.

Die Süßkartoffel gemeinsam mit einem in kleine, dünne Halbringe geschnittenen Staudenarm garen. Ich nehme dafür gern einen AMC-Topf mit 3 Esslöffeln Wasser, damit der Geschmack beim Abgießen nicht in der Spüle landet. Danach mit etwas Sahne und kleingeschnittenem Salbei zu einer Paste verarbeiten (NICHT mit dem Pürierstab!) und mit Pfeffer & Salz abschmecken. Voilà, so einfach kann Kochen sein.

Die Entenbrust

Kurz und knackig, ganz klassisch: Entenbrust auf Zimmertemperatur bringen, waschen & Kiele entfernen, Rauten ins Fett schneiden und salzen. Die Hautseite zuerst, ohne Zugabe von Öl, in einer Pfanne ausbraten. Ist sie braun und knusprig, das Fleisch wenden. Ca.(!) 20 min. bei ca. (!) 160 Grad im Ofen garen. Kerntemperatur: 68°C. So timen, dass noch 5 Minuten Ruhezeit (dabei pfeffern!) bis zum Schneiden bleiben. Es empfiehlt sich ein Längsschnitt und viele Kreuzschnitte, um mundgerechte Stückchen zu erhalten.

Finale

Zum Servieren könnt ihr spezielle Taco-Halter oder alternativ auch ein Baguetteblech wählen. Wir haben uns für die Schüsselvariante entschieden und jeder bastelt sich selbst seinen Taco.

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Stimmt, die Tacos fehlen. Auf dem Foto sehen die Teiglinge sehr groß aus. Das täuscht aber. Wir mussten eh mit einigen Größen und Teigmengen erst etwas experimentieren, bevor einer gelang. Am Ende lässt sich sagen, dass es sich anfühlt wie Pancake-Backen: Verwendet eine gute, leitfähige Antihaftpfanne ohne Zugabe von Fett (der Teig hat bereits Öl). Der Teig sollte Löcher bilden und von unten braun sein, bevor er gewendet wird. Optimal ist ein einmaliges Wenden. Im Gegensatz zu Pancakes empfehlen wir, den Teig knuspriger zu machen. Er sollte aber noch biegbar sein, ohne zu brechen.

Gebt auf die Tortilla-Platten einen Strich Süßkartoffel-Sellerie-Paste, drapieren ca. 4 Stückchen Entenbrust darauf und benutzt die Granatapfel-„Salsa“ als Topping.

… was wir dazu meinen:

Die Granatapfel-Salsa fanden wir sehr gut. Vielleicht etwas mehr Chili, aber das bleibt wirklich jedem sein Geschmack. Die Kartoffelpaste hat sich optisch schlecht von der Tortilla abgehoben. Entweder wir machen nächtes Mal den Teig mit Lila-Masa-Harina oder wir wagen stattdessen eine Creme auf Guacamole-Basis. Probieren geht über Studieren.

Der Teig … ja; also wir schieben es einmal beide auf „Geschmackssache“. In den USA hatten wir das eine Mal die dort typischen hard shells. In Mexiko gibt es wohl angeblich eher die soft shells. Der Maisgeschmack hat uns beiden nicht zugesagt (Polenta war aber auch noch nie meins) und die Tortillas waren ungemein sättigend. Übersättigend. Sooo kommt der Teig leider nicht noch einmal in die Pfanne. Trotzdem …

Bon apetite!

Zutatenliste

SlowerEat.com empfiehlt selten genaue Mengen. Wir richten und an fortgeschrittene Hobbyköche mit einigermaßen Grundwissen in Lebensmittelkunde und Kochtechniken. So wird z.B. jeder Koch selbst seine Erfahrung mit der Saugfähigkeit einer bestimmten Mehlsorte oder dem Verhalten seines Ofens gemacht haben. Ebenso, wieviel Salbei beispielsweise sie/er für die vorhandene Menge für angemessen hält …

  • Maismehl
  • Weizenmehl
  • Naturjogurt
  • Zwiebeln oder Schalotten (besser)
  • Knoblauch
  • scharfe Chilischote
  • Granatapfel
  • Rotwein
  • Entenfond
  • brauner Zucker
  • Limette
  • Süßkartoffel
  • Staudensellerie
  • Sahne
  • Salbei
  • Entenbrust

Dann doch nicht VEGAN

Da hat mir doch glatt ein Blogleser und guter Freund ungezügelte Fleischeslust vorgeworfen! Aber blättert man einmal zurück, so muss ich ihm Recht geben. Schweineschnitzel, Rinderbraten, Koteletts, Rumpsteaks … wir haben Schuld am Tod so einiger Tiere seit dem Beginn dieses Blogs. Aber es waren ordentlich gehaltene Nutztiere und ihr Fleisch wahrlich ein Geschenk der Natur.

Ergo habe ich Großes vor! VEGANE KÜCHE! Ein Entschuldigungstag an alle unschuldigen Kreaturen, welche wegen meiner Gelüste und Zügelosigkeit weit vor Gottes Datum das Zeitliche segnen mussten. Weil ich davon aber für gewöhnlich keine Ahnung habe, ist heute Küchenexperimentiertag und ich habe keine Ahnung ob es gelingt!
Ich habe
– Rote Bete
– Fenchelknollen
– eine riesige rote und zwei kleine grüne Tomaten
und ein ganz nettes Kräuterbeet, sowie ein paar Dinge in diversen Küchenschubfächern.

Die Idee: Fenchel in Scheiben und als Taler rösten und die Bete mit Boulgur vermählen … hmm, dann sieht der Boulgur matschig rot aus und gebackenen Fenchel kenne ich schon.
„Mut nun! Kehr‘ es um!“, sagte die strahlende Sonne des großen „Tschaka“ und riet mir, noch einmal genauer in die Schubfächer zu schauen.

Grundlage des heutigen Tuns sind diese Zutaten:

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Die rote Bete ist das Fieseste, daher – und weil sie eine Weile garen muss – kommt sie zuerst an die Reihe. Leute nehmt Gummihandschuhe zum Schälen und Schneiden, sonst werdet ihr morgen wegen der „blutigen“ Hände verhaftet. Wir brauchen die Bete in ca. 1-cm-Scheiben. Pro Nase würde ich bei großen Knollen 3 Scheiben veranschlagen.
Ich lege so etwas gerne in einen AMC-Topf. Der gart das fast wasserfrei und recht schonend. Wenn ich nach ca. 20 min. den Deckel hebe, lasse ich das Ganze noch etwas ausdampfen und beträufle es anschließend mit feinem Walnuss-Essig. Deckel wieder schließen.

Die Zwiebeln und der Knoblauch werden gehackt (Zwiebeln grob, Knoblauch fein) und in etwas Olivenöl gedünstet. Ach etwas … Gebt ruhig einen ordentlichen Schuss hinein. Den gewürfelten Fenchel hinzugeben und ca. 10 Minuten mitdünsten. Salz & Pfeffer. Jetzt 200 gr. Boulgur reinschütten, umrühren und mit gut einem halben Liter Gemüsebrühe ohne tierische Zusätze aufgießen. Auf sehr kleiner Flamme eher ziehen, als kochen lassen, bis das Getreide weich ist. Die Tomaten gewürfelt hinzugeben, wenn die Flüssigkeit im Topf fast weg ist und langsam weiter garen/ziehen lassen. Zum Schluss einen kleingehackten Kräuterstrauss aus Thymianblättchen, etwas Salbei und African-Blue-Basilikum unterheben. Final abschmecken. Boulgur ist gut, wenn kaum noch, bis gar keine Flüssigkeit mehr im Topf ist.

Für die gut durchgezogene Bete eine Straße bauen:
1. Mehl
2. Ei (2 Eigelb, ein komplettes Ei, ein Löffel Cremé fraîche oder Sahne)
3. Mischung aus geriebenen Mandeln, italienischem Hartkäse und Semmelbrösel (wenig Semmelbrösel)

Die Rote-Bete-Taler nacheinander durch die Straße ziehen und in Olivenöl KURZ von beiden Seiten 2-3 Minuten ausbacken. Pfeffer und Salz kann, soweit noch nicht geschehen, im Ei untergebracht werden.

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Voíla!

Was soll ich sagen. Es geht und es schmeckt auch recht angenehm. Leider sind mir ein Löffel Cremé fraîche und ein paar Eier mit reingerutscht. Damit ist das Ziel nicht ganz erreicht und die Mahlzeit leider nur vegetarisch.
Es tut mir so leid …

Kürbis-Bruschetta mit Birnen und Kotelett

Es wird herbstlich. Das soll sich natürlich auch auf dem Speiseplan des langen Wochenendes niederschlagen. Nach einigen Querelen mit der hiesigen Bio-Fleischerei musste ich nun strunznormale Koteletts holen. Geplant waren dicke doppelte Stielkoteletts mit zwei Knochen. Naja, man kann nicht alles haben.
Den Rest habe ich irgendwo mal in den Untiefen der Millionen Kochseiten gefunden und so halbwegs im Kopf gehabt. Dadurch dann aber wahrscheinlich etwas variiert.
„Was bringt der Herbst zu uns her? Kürbis bringt er her und noch vieles mehr …“ singen die Kinder gern im Kindergarten. Zu uns brachte er einen Hokkaido vom Hof, eigene Birnen und die wahrscheinlich bald letzten frischen Kräuter des Gartens, bevor diese abgemäht und getrocknet werden.

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Los geht’s! Wer flink ist und sich etwas auskennt, macht dieses hübsche, herbstliche Gericht in unter 40 Minuten:

Kürbis entkernen und bitte schälen (auch wenn man Hokkaido-Schale eigentlich mitessen kann). Bei der Birne ebenso das Gehäuse entfernen und gegebenenfalls schälen, falls es eine Sorte mit rauer fester Schale ist. Beides in recht kleine Stückchen schneiden. Nicht mehr als 5 mm würde ich sagen. Ich habe die Relation 3 Teile Kürbis, 2 Teile Birne gewählt.

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Zwiebeln und Knoblauch sollten ebenfalls schon abgezogen und sehr feingehackt bereitstehen. Wir benötigen zwei kleine Zwiebeln und zwei Knoblauchzehen für die Bruschetta und noch einmal eine Zehe für die Soße.

Jetzt der Reihenfolge nach: Ich habe die auf Zimmertemperatur gebrachten Koteletts mit etwas Olivenöl eingerieben und ansonsten ungewürzt in die heiße Teflonpfanne gegeben. Von beiden Seiten schön bräunen und anschließend in einer Auflaufform oder auf einem feuerfesten Teller in den 150-Grad-Ofen schieben (dazu später mehr). Das Ganze bleibt dort jetzt offen für 15-20 Minuten, also sputen wir uns mit dem Rest …

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Zwiebeln und Knoblauch andünsten und Kürbis/Birnen hinzugeben. 10-15 Minuten schwenken und dünsten. Zum Ende hin mit Bianco-Essig löschen und fünf kleingehackte Korianderblätter untermischen. Die Masse sollte nicht zerfallen. Der Kürbis übergeht den Gargrad gern sehr plötzlich und ist dann nur noch Pampe. Zum Schluss Roquefort-Käse unterheben. Nicht zu viel. Ich denke, bei einem halben Kürbis und einer großen Birne reichen 50-60 Gramm.
Pfeffer und Salz nicht vergessen.
Bestimmt habt ihr nebenher auch noch Zeit gefunden ein paar Baguette-Scheiben in der Kotelett-Pfanne beidseitig zu rösten und anschließend auf einem Küchenpapier oder Gitter abtropfen zu lassen 😉
Denn dort kommt die Masse nun rauf und wird mit einem hübschen Blättchen verziert. Ich habe den blau-lila Basilikum genommen, weil mir Koriander als pures Blatt einfach zu seifig schmeckt.

Die „Soße“ ist eine abgewandelte Idee aus diesem Blogeintrag. Ich habe wieder ein Stück gute Butter (diesmal irische) sehr langsam zerlaufen lassen und früh kleingehackten Estragon, ein paar Salbeiblättchen und eine Knoblauchzehe (feingehackt) hinzugegeben. Am Ende salzen. Das Ganze zog so lange, wie die Koteletts im Ofen waren vor sich hin, ohne zu kochen.

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Die Koteletts kann man noch leicht salzen, die Butter tut es aber auch. Im Endeffekt kann ich sagen, dass das nächste mal die Koteletts bei geringerer Temperatur und kürzer im Ofen bleiben. Der Effekt war bei 20 Minuten und 150 Grad nicht ganz der gewünschte.

Insgesamt aber ein ganz netter Herbsteinstieg und echt schnell gemacht 😉

Bon apetite!

Für alle, die nicht geordnet lesen können hier noch die Zutatenliste. Hoffentlich habe ich nichts vergessen:

auf drei Personen gerechnet
1/2 Hokkaido
1 Birne
5 Blätter Koriander
2 kleine Zwiebeln, besser Schalotten
2 Knoblauchzehen
60 gr. Roquefort
ein Schuss Bianco-Essig mild
9 Scheiben Baguette
Olivenöl, Pfeffer, Salz

für die Butter-Soße:
250 gr. sehr gute Butter
ein paar Zweige Estragon
4-5 Blätter Salbei
1 Knoblauchzehe
Salz

und natürlich Koteletts. Bitte nicht die Fleischindustrie unterstützten und billig im Supermarkt kaufen!