Intermezzo

Der große Topf blubbert noch immer vor sich hin und keiner hat so recht Hunger. Außer natürlich der Kürzeste des Hauses. Der schreit laut nach Essen. Nun ist aber auch der Jüngste, mag es gute Erziehung sein oder einfach nur persönliche Attitüde, kein Freund von Dosen, Gläsern und Tüten. Aber gestern hat der Bio-Onkel mit den langen Haaren ja frische Wiener vom Hof mitgebracht und auch ein paar Eier glücklicher Hühner von der Insel dazugelegt. Zwiebelchen und Wiener sind in einer Minute zerhackt, angebraten und mit den verrührten Eiern vermengt. Schnell in den Garten gerannt, Schnittlauch mitgebracht und über das gestockte Ei an einem Stück Brot drübergestreut. Gewürzt nach Belieben des kleinen Herren: Salz aber kein Pfeffer.

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Das ganze dauerte vielleicht 5 Minuten. Das ist schon wieder Fastfood. Hoffentlich hält es auch bis heute Abend vor …

Was Oma noch konnte …

… ist für uns heutzutage ein schier unglaublicher, cuisiner Arbeitsakt. Wir kennen Buchstabensuppen, pulverisierte Tomaten- und Spargelcremesuppen, Erascotöpfe und alles Mögliche. Dabei haben wir völlig vergessen, wie unsere Küchenvorfahren so etwas in Vorconvenience-Zeit gemacht haben. Alles-Haben-Supermärkte gab es ja auch nicht und so spurtete Oma mal schnell zum Fleischer und Gemüsehändler und brachte dies hier mit:

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Für gewöhnlich warf man das, dann wieder zu Hause, alles in den größten Topf, mehrte es mit reichlich Wasser und kochte das ganze, bis irgendwie Geschmack darin war.
Ich mache es heute ganz ähnlich, weiß allerdings noch nicht so recht was es mal werden soll. Also am besten erst einmal anfangen:

Wirf alles in einen großen, großen Topf, würfel‘ das Suppengemüse aber klein. Ich selbst mag es, wenn’s speziell schmeckt und nicht unbedingt wie bei Oma. Daher werfe ich noch eine geviertelte Zwiebel und zwei Knoblauchzehen hinterher. An Trockenkraut tun es 3-4 Lorbeerblätter, einige Wacholderbeeren und ein dutzend ungemahlene Pfefferkörner. Mein Garten schenkte mir noch einen hübschen Strauß aus Bergsalbei, Estragon, Thymian und Rosmarin … und weil es heute draußen irgendwie so trüb ist und ich ein mutiges Gefühl habe, lege ich noch eine Chilischote im Ganzen dazu. Das habe ich noch nie getan. Doch ich WAGE ES HEUTE 😀
Aber ich denke es geht und dafür, was mir momentan für das finish so durch den Kopf geht, könnte die Schote noch ganz hilfreich werden …
Nach einer kleinen Hand voll groben Salzes ist die Arbeit erst einmal getan und ich verstehe mal wieder nicht, warum die meisten unter uns lieber zu einer Büchse oder gar einem Pulver greifen. Ging doch recht schnell 😉 und jetzt kann ich mich entweder neben den Topf setzten und beim Blubbern zusehen oder mich sinnvoll beschäftigen. Lassen wir’s mal blubbern …

Rumpsteak mit Kokos-Chilisoße und ordinären Rosmarin-Kartoffeln

Ach, der liebe Freitag! Einigermaßen schnell muss es gehen, etwas teurer darf es auch schon mal sein und Fleisch ist fast ein Muss. Irgendwie habe ich mich darauf eingeschossen freitags eine kleine Kuh zu erlegen und in den Ofen zu geben. So sind es auch heute wieder zwei supersaftige und äußerst kräftige Rumpsteaks vom Bioversender unseres Vertrauens geworden.

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Ansonsten habe ich leider nicht weiter eingekauft, das ist morgen dran. Aber das Regal gab noch eine Dose Kokosmilch her und ein paar Chilischoten lagen auch noch herum. Also mal eine Kombi wagen und ähnlich wie man in der französischen Küche gern Sahne mit anderem Zeug einkocht, dass ganze einfach mal mit Kokosmilch probieren:

Fangen wir an: zwei mittelgroße Zwiebeln und die Knoblauchzehe erst einmal möglichst klein hacken und in etwas Ghee glasig dünsten. In der Zwischenzeit die Chilischoten in sehr feine Streifen schneiden und hinzugeben. Ich nehme eine, die Harten können es ja mit zwei probieren. Gießt nun die Kokosmilch hinein und stellt nach erstem Aufkochen die Flamme so klein dass es gerade noch so blubbert. Das Ganze sollte in locker 30 Minuten ganz ordentlich eingekocht werden. Wie lange nun wirklich müsst ihr selber sehen. Die Soße sollte zur Weiterverarbeitung eine sehr cremige Konsistenz bekommen. Auf halber Strecke würde ich immer mal wieder etwas vorsichtig mit der Mühle salzen und nachschmecken. Zu viel Salz wäre nicht gut, weil das Ganze am Ende noch süß werden soll.

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Für die Steaks würde ich schon einmal den Ofen auf Ober- und Unterhitze vorheizen. Er braucht aber lediglich 70-80 Grad. Wenn wir schon einmal dabei sind: den mächtigen Fettkanten mehrmals sauber einschneiden, damit sich die kleine Kuh nicht zu unansehnlichen Schüsseln verformt. Die gewürzte Kokosmilch nicht vergessen 😉 die muss auch öfter einmal umgerührt werden.

Eine hübsche geriffelte Pfanne vorheizen oder je nach Jahreszeit (oder für die echt Harten unter uns auch zu jeder Jahreszeit) den Holzkohlegrill beschäftigen und die Steaks in einer Mischung aus Ghee und etwas feinem Olivenöl kräftig anbraten (auf dem Grill bitte kein Ghee oder Öl :D). Legt am besten die fetten Seiten nach innen, weil dort bei mittelmäßigen Pfannen die größte Hitze ist und sie am besten ausbraten.

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Ach ja, und wagt es euch nicht, für dieses noble Stück Rind im Vorfeld Pfeffer oder Salz zu verwenden! Das kommt bestenfalls nach dem Anbraten (jede Seite vielleicht 2 Minuten) darauf! Im Ofen habt ihr hoffentlich eine Schale, Auflaufform, was auch immer mit reingestellt ;), denn da kommen jetzt die beiden Scheibchen hinein und verweilen für eine gute halbe Stunde im Ofen.

Macht euch jetzt schnellstens an die Kartoffeln. Ich wasche sie nur ordentlich und achtele sie längst. Die werden dann erst etwas schärfer, dann langsamer gebraten. Gemeinsam mit den Rosmarinzweigchen. Erst wenn ihr der Meinung seit, dass die Schiffchen genug gebrutzelt haben kommen die gewürfelten bunten Tomaten hinzu und schmörgeln noch ein paar Minuten mit (bei wieder höherer Hitze). Aber denkt dran, dass ich keine Tomatensoße um die Kartoffeln möchte. Sie sollten noch gut in Form bleiben. Gegen Ende Pfeffer und Salz sollte klar sein.
Kontrolliere: Hat das Sößchen so langsam Farbe bekommen? Dann ziehen wir jetzt – je nach Geschmack – ein bis zwei Esslöffel Marmelade darunter.
Ich habe immer irgendeine Geschmacksrichtung aus dem Garten im Kühlschrank. Heute wird es wohl die „Weiße Johannisbeere“. Alternativ könnte ich mir aber auch Orangenmarmelade (mit etwas geriebener Schale) oder auch einfach nur ein Schuss Ahornsirup vorstellen. Genug geträumt, ich habe „Weiße Johannisbeere“ …
Da war doch noch was auf der Liste … ach ja, Koriander. Ich habe vietnamesischen im Garten. Der ist nicht so seifig, wie der bei uns bekannte, sollte aber trotzdem sparsam eingesetzt werden. Ich denke, fünf Blättchen genügen. Aber bitte gegen Ende, denn Kräuter kochen sich auf Dauer tot und schön grün werden sie auch nicht mehr aussehen.
Und wenn jetzt alles gut gelaufen ist, sollten die Kartoffeln knackig, das Steak einigermaßen blutig und die Soße schön scharf sein.

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Hmm … Nachtisch, Nachtisch, Nachtisch … Eis hab ich keins, bin auch eigentlich kein Fan von Nachtischen …. Daher:

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Bis demnächst zum nächsten Bruzzeln …

Für Nachkocher ’ne Liste:

2 Rumpsteaks 4cm dick
eine gelbe und eine gescheckte Tomate (irgendwas Buntes, nicht standardisiert Rotes)
4-5 kleine, neue Kartoffeln (z.B. Belana, besser: Moor-Linda)
2-3 Rosmarinzweige
400 ml Kokosmilch (mangels Kokosnüssen auch aus der Dose)
1 Chilischote, die harten nehmen von mir aus auch zwei … ohne zu meckern
1-2 Esslöffel Marmelade, qualitativ hochwertig … wer Schrutz nimmt ist selber Schuld
2-3 Rosmarinzweige
und … ach ja …

5 Blätter vietnamesischer Koriander

naja, bissl Pfeffer & Salz versteht sich