Samstags-Eintopf oder „Küchen-Coda“

Der Samstag war früher eigentlich immer ein typischer Eintopftag. Nicht bei mir früher, nicht falsch verstehen. Wir waren eine recht fleischlastige Familie und so gab es Samstags nach der Schule (jaaaa, wir hatten samstags Schule!!!) durchaus oft ein Kotelett, Schnitzel oder Brat-Klops (Boulette). Aber aus vielen anderen „alten“ Haushalten kenne ich Samstag als den typischen Eintopftag. So berichteten meine Eltern beispielsweise unabhängig voneinander, dass sie während ihrer Kindheit zum Wochenendbeginn mit Kartoffelsuppe drangsaliert wurden – so sehr, dass dieser deftige Eintopf auf immer von deren Speiseplan verbannt wurde.

Meine Suppe hat mich bereits etwas Zeit gekostet. Eifrige Leser wissen, dass sie bereits am Donnerstag beim großen „Küchentag“ begonnen wurde. Als Grundrezept kam wieder mein Rinder-Basisfond zum Einsatz.
Die, über Nacht eingeweichten, weißen Bohnen kochen bereits in ausreichend Wasser nebst einigen Wacholderbeeren und Lorbeerblättern.

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In aller Ruhe und so nach und nach wurde dann die Selleriestaude in mundgerechte Stücke zerteilt, ein paar Möhrchen ebenso. Die Lauchzwiebeln gewaschen und geringelt, habe ich beiseite gestellt und die restlichen Topinambur (Danke, Tante Adelheid) geschält und soweit nötig, halbiert.

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Topi, Möhren und Sellerie werden VORSICHTIG in etwa Butter geschwenkt und angedünstet, sowie, je nach Salzgehalt des Fonds etwas gesalzen. Jetzt etwas mit Zucker bestreuen und karamelisieren und bloß nicht ansetzten lassen – wir wollen keine „Einbrenne“. Ich habe mit dem Rest des Apfelessigs gelöscht, welcher im Garten von guten Freunden gewachsen und in deren Küche oder Keller gereift ist. Ich denke aber, es geht auch jeder andere helle und milde Essig. Jetzt Kelle für Kelle den Fond hinzugeben, ohne das Fleisch zu erwischen. Das Gemüse sollte bedeckt sein. Oft rühren. Ist as Gemüse fast gar, die Bohnen hinzugeben und mit dem Fleisch und restlichem Fond auffüllen. Nicht länger als noch 15 Minuten köcheln lassen. In den letzten 10 Minuten die Lauchzwiebeln hinzugeben und alles ziehen lassen.
Ich selbst musste zu diesem Zeitpunkt nichts mehr nachwürzen. Wie es bei Euch aussieht weiß ich nicht … macht rein, was Euch fehlt. Es ist ein Eintopf. Ländlich. Bäuerlich. Einfach. Nichts auf den Hauch abgeschmecktes. Ich habe auch wenig Hâute-Cuisine-Ansprüche. Frisch, selbstgemacht & Zeit ist meine Devise … quer durch die Welt. Offen für Alles.

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Bon apetite!

Update: Ergebnis nach 8,5 Minuten:

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Die Topi’s scheinen einen recht tiefen Garpunkt zu haben. Werft sie 10 Minuten nach dem Sellerie und den Möhren rein.

Küchentag

Ein fröhliches Hallo, meine lieben Blog-Leser!
Heute ist KÜCHENTAG! Nachdem ich, beruflich eingebunden, die letzten Tage nichts weiter von mir geben konnte, ist heute nun endlich frei und ich war Einkaufen. Mein Kasumi ist geschliffen, der Rest gewetzt, die Küche geputzt und so kann es losgehen.
Ich habe so einiges vor. Insgesamt soll der heutige Tag ein Abendessen ausspucken und die nächsten beiden Tage grundlegend vorbereiten.
Weil das Lachsfilet frisch ist, möchte ich es nicht all zu lange warten lassen und bereits heute mit Topinambur und einem Fenchel-Zucchini-Gemüse vermählen. Das Ganze bekommt noch etwas Aroma von dem Apfel, der aus China stammt. Irgendwie nebenbei bereite ich den Wunsch eines kleineren Herren nach einer Suppe, bzw. einem Eintopf für Samstag vor. Mich beschäftigt also heute auch noch dieser Blogeintrag.
Zu guter Letzt gibt es morgen ein Coq au vin vom Riesling „herbstlicher Natur“, welches heute mariniert werden möchte. Also alles in allem, ein richtig schöner Küchentag für Menschen wie mich, bei denen es in der Küche einfach nur LANGSAM zugehen soll. SlowFood eben.
Also schaut immer mal wieder rein, bzw. drückt auf „reload „, denn dieser Blogeintrag wird allmählich wachsen …

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Zu erst mache ich mich einmal an das Coq au vin. Dieses Gericht ist nicht erst seit diesem schrecklich Film mit dem schlechtesten deutschen Schauspieler aller Zeiten ein Klassiker, sondern schon viel länger. Die kreolische Küche hat dieses „Hähnchen im Wein“ gern übernommen und mit ihrer entsprechenden Gewürzpalette erweitert.
Für gewöhnlich kocht man das Ganze auch in Rotwein und kann es eigentlich variieren wie man möchte, doch es heißt nun mal nur „Hahn im Wein“ und kennt, wie viele andere Klassiker, kaum den Ursprung, bzw. DAS Original-Rezept. Weil ich einen herbstlichen Ansatz möchte, mache ich die Riesling-Variante mit Pilzen, Sellerie, Möhren, Paprika und Lauchzwiebeln und schiebe Vanilleschote & Co. mal bei Seite.

Zu allererst aber steht das mühsame Zerteilen des toten Vogels. Ich ritze dafür mit einem sehr scharfen Messer bis an den Knochen heran und gehe dann mit einer Geflügelschere durch die Knochen. Leute, besorgt euch eine richtig ordentliche Geflügelschere und spart nicht! Ich habe mich Jahre mit billigem Kram rumgeärgert. Meine jetzige war ein paar Euro teuer und geht auch bei rohem Geflügel locker durch die Knochen … und das nun auch schon länger als ein Jahr regelmäßig.

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Halbwegs personengebunden gibt es bei mir VIER Teile.
Diese lege ich auf den Grund eines einigermaßen großen Bräters und überhäufe den Morgenkräher mit 3 Stangen in kleine Stücke geschnittenen Staudensellerie, ebenso großen Teilen von 4 schönen Bundmöhren (leider standen mir diesmal nicht meine geliebten Moormöhren zur Verfügung), gewaschenen und ungeschnittenen, braunen Champignons, sowie zwei Hände voll Würfel roter Paprikaschoten. Als Bouquet „SlowerEat“ wähle ich einen ordentlichen Strauch von Estragon, Salbei, Rosmarin und vietnamesischen Koriander (letzteres bitte sparsam, es sticht sehr hervor). Kleingehackt wird dieser Gartengruß über alles andere gestreut, bevor das Hähnchen in einer großen Flasche Riesling das Schwimmen lernt. Wer hier aus Geiz den billigsten Wein nimmt, hat selber Schuld.

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Derweil diese Kreation vor sich hinzieht, mache ich mich mal an den Basisfond für meine Suppe
Es „wallt“ vor sich hin …

… während es wallt, kann ich ja mal langsam an ein Sößchen zum Lachs nachher denken. Leider produziert das, was ich vor habe, keine eigene Flüssigkeit, darum etwas aus … schlagt mich … fertigem Fischfond im Glas. Ich habe gerade wirklich keine Fischkarkassen.
Ergo, schnell eine Schalotte kleinst-gehackt nebst einer Knoblauchzehe. Ebenso verfahre ich mit einigen Salbeiblättern.

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Ich zerlasse etwas gute Butter im Topf und schmelze die Schalotten und den Knoblauch langsam an. Gelöscht wird zuerst mit etwas Marsala – einkochen – und dann mit dem Saft einer Orange. Ich finde, dass neben dem obligatorischen Apfel eine Orange sehr gut mit Salbei harmoniert.
Das Ganze ein, zwei Minuten köcheln und dann mit dem Fischfond aufgießen. Bei meinem steht „Bio“ drauf. Hatte jetzt aber nicht die Gelegenheit nachzuschauen, was daran Bio ist. War Zufall.
Dem Fisch habe ich erstmal lediglich etwas Meersalz, Pfeffer und etwas Limettensaft gegönnt, sowie mit ein paar zerkleinerten Chilifäden veschönert/geschärft.

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Der Fond köchelt noch … und der Hübsche geht jetzt in den Ofen bei 200 Grad Ober- und Unterhitze, sagen wir mal … 30 Minuten.

So, es gab Essen und nun wird der Rest erzählt:
Das Sößchen zum Lachs habe ich dann irgendwann durch das Sieb des Fetttrennkännchens gegeben und das Aufgefangene mit einer Kräutermischung aus dem Garten vermengt. Nehmt, was Euer Geschmack ist oder was ihr da habt. Der Lachs wird es Euch nicht verübeln: denn diese Masse streiche ich über den fast fertig gebackenen Kandidaten und gönne ihm weitere fünf Minuten im Ofen.
In der Zwischenzeit ist es mir gelungen Fenchel und gelbe Zucchini zu zerkleinern. Beides möchte ich in einer Wok-ähnlichen Pfanne garen. Fenchel braucht länger. Fangt daher mit ihm an. Zucchini kann nach 10 Minuten dazu. Das Gemüse lösche ich mit dem Saft einer weiteren Orange ab, in der Hoffnung, dass dies sich in der Soße widerspiegelt. Ansonsten belasse ich es bei Pfeffer und Salz, gebe zum Ende hin aber einen Schuss Sahne hinzu.
Die vom Fett getrennte Soße nochmals reduzieren und kurz vorm Servieren ausschalten und eisgekühlte Butter unterheben.

Fast vergessen hätte ich die Topinambur. Ein mir recht neues Wurzelgemüse, der Kartoffel nicht unähnlich. Meine liebe Tante sandte sie mir aus ihrem Garten. Für gewöhnlich ist man froh, die sonnenblumenähnlichen, überall auswuchernden Gewächse wieder aus selbigem zu entfernen. Ich selbst habe Topinambur jedenfalls aus meinem Garten verbannt.
Aus Zeitgründen habe ich sie in kleine Scheiben geschnitten und in reichlich Olivenöl zu Chips verwandelt und im Sieb abtropfen lassen. Den „Kick, was Neues“ hatte ich nicht, aber vielleicht wurden sie ja falsch zubereitet. Die Kiste ist noch recht voll. Mal schauen, was ich mit dem Rest anstelle …

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Zum Ende hin wurde es recht hektisch und ich habe mal lieber in Schüsseln als auf Tellern aufgefüllt.
Fazit ist, dass Chilifäden rein gar nichts bringen. Etwas Optik vielleicht. Aber ansonsten wie ein Abendkleid zur Oper: Es macht die Musik nicht besser 😉.

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Jetzt werde ich etwas die Küche aufklaren, den Fond nochmal aufsetzen und mit dem Coq au vin beginnen …

Weiter geht’s …

Schnelle Kürbissuppe

Nur mal ganz schnell für zwischendurch eine flinke Kürbissuppe. Vielleicht ein Tellerchen für heute Abend.

Ich habe gerade gefunden:
– den restlichen Kürbis
– ein paar übriggebliebene Moormöhren
– bissl Zwiebel und Knoblauch
– eine Limette
– eine Chilischote
und Fond habe ich eigentlich immer da …

Knoblauch und Zwiebeln kurz anschwitzen und den kleingeschnittenen Kürbis nebst Möhren hinterherwerfen und ebenfalls dünsten.

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Pfeffer & Salz, letzteres aber sparsam, mal schauen, wie salzig der Fond war 😉 Die Chilischote einfach im Ganzen hineingeben und nach dem Garen nicht vergessen wieder zu entfernen. Mit dem Fond aufgiessen (ich hatte noch so 1 Liter) und abgedeckt so lange köcheln bis alles weich ist. Dann ziehen lassen. Ups … Im letzten Moment habe ich schnell noch die zwei überreifen und so ziemlich letzten Tomaten des Gartens kleingewürfelt und hinterhergeworfen.

Irgendwann eine Limette abraspeln und beiseite stellen. Den Saft zur Suppe geben. Vor dem ziehen lassen etwas mit Kreuzkümmel und Koriandersamen würzen und ggf. nachsalzen.
Das ganze Töpfchen wird nun püriert und mit einem Löffel Créme fraîche abgebunden bzw. aufgeschäumt. Erst danach noch die Limettenraspeln unterheben und nicht mehr kochen.

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Gern wird Kürbissuppe auch völlig überwürzt mit allen möglichen indisch-orientalischen Küchenerrungenschaften von Anis bis Zimt. Leider schmeckt das ganze dann meiner Meinung nach nach einem beliebigen Curry und der Kürbis verkommt zur Trägermasse. Ein paar Krümel Rohrzucker könnten das Süppchen aber heben.

Voíla!

Was Oma noch konnte …

… ist für uns heutzutage ein schier unglaublicher, cuisiner Arbeitsakt. Wir kennen Buchstabensuppen, pulverisierte Tomaten- und Spargelcremesuppen, Erascotöpfe und alles Mögliche. Dabei haben wir völlig vergessen, wie unsere Küchenvorfahren so etwas in Vorconvenience-Zeit gemacht haben. Alles-Haben-Supermärkte gab es ja auch nicht und so spurtete Oma mal schnell zum Fleischer und Gemüsehändler und brachte dies hier mit:

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Für gewöhnlich warf man das, dann wieder zu Hause, alles in den größten Topf, mehrte es mit reichlich Wasser und kochte das ganze, bis irgendwie Geschmack darin war.
Ich mache es heute ganz ähnlich, weiß allerdings noch nicht so recht was es mal werden soll. Also am besten erst einmal anfangen:

Wirf alles in einen großen, großen Topf, würfel‘ das Suppengemüse aber klein. Ich selbst mag es, wenn’s speziell schmeckt und nicht unbedingt wie bei Oma. Daher werfe ich noch eine geviertelte Zwiebel und zwei Knoblauchzehen hinterher. An Trockenkraut tun es 3-4 Lorbeerblätter, einige Wacholderbeeren und ein dutzend ungemahlene Pfefferkörner. Mein Garten schenkte mir noch einen hübschen Strauß aus Bergsalbei, Estragon, Thymian und Rosmarin … und weil es heute draußen irgendwie so trüb ist und ich ein mutiges Gefühl habe, lege ich noch eine Chilischote im Ganzen dazu. Das habe ich noch nie getan. Doch ich WAGE ES HEUTE 😀
Aber ich denke es geht und dafür, was mir momentan für das finish so durch den Kopf geht, könnte die Schote noch ganz hilfreich werden …
Nach einer kleinen Hand voll groben Salzes ist die Arbeit erst einmal getan und ich verstehe mal wieder nicht, warum die meisten unter uns lieber zu einer Büchse oder gar einem Pulver greifen. Ging doch recht schnell 😉 und jetzt kann ich mich entweder neben den Topf setzten und beim Blubbern zusehen oder mich sinnvoll beschäftigen. Lassen wir’s mal blubbern …